Dienstag, 7. Dezember 2010

Weiter geht's in Stockholm ...

... auch wenn es nun fast 10 Monate her ist. ... Aber das Wetter vor der Türe lässt meine Gedanken nun mal eben Richtung "kalt" schweifen. Und so geht es weiter ...

Ankunft in der Stadt und in der Realität
Um die späte Mittagszeit erreichte ich das Westtor der Stadt, die für Sänger wie mich ein gelobter Ort sein sollte. Ich würde einen Musikmeister finden müssen, da meine Laute einen Sprung hat. Außerdem würde ich ein paar neue Filzschuhe brauchen und vielleicht gäbe es am Hafen ein offenes Heringsfass. Vor allem aber müsste ich mein Täschchen mit Goldstücken oder wenigstens ein paar Silbermünzen füllen. Nun denn: "Prosit bei Tag und Nacht..!"
Die Realität ließ mich in einem Café erschöpft niederfallen und ich schrieb ein paar Postkarten. Hernach ließ ich mich von einer linkischen Souvenirverkäuferin übers Ohr hauen und landete zu guter Letzt in eben jenem Café, in welchem ich gestern Tee Bier vorzog.
Ich aß einen Muffin, der so groß wie ein Hase war und dementsprechend teuer und verbrachte zwei Stunden damit, mir das auszudenken, was ihr hier lest. Außerdem überlegte ich mir wie es weiter gehen sollte. Was würde ich heute essen? Würde es neue Leute im Hostel geben? Und was um alles in der Welt muss man tun, damit bei einem Schweden die Sicherung durchbrennt?
Ich trat auf die Straße und die Kälte fuhr mir in alle Glieder. Ich warf einen Blick Richtung Hafen, beschloss aber, dass es besser weil wärmer wäre etwas zum Essen zu kaufen und dann ins Hostel zurück zu kehren, statt sich am Hafen umzusehen. Bei Hering in Senfsoße aus dem Glas und Kaffee sitze ich nun hier und werde die Welt Welt sein lassen.

Es folgen interessante Aufzeichnungen: - türkisches Pärchen. - Schweden bei Olympia -> Emotionen!!!. - Nord, weil ich muss!!!. - Kaffee im Café verschüttet. - nie mit Franzosen reden!. - Pinkeln!

Wie gesagt, sehr interessant. Folgendes hat es damit auf sich: Als ich an besagtem Abend gemütlich bei Hering und Kaffee saß, füllte sich der Raum mit Spaniern und Alkohol. Wir spielten Trinkspiele und tranken auch ohne und ich machte mir meine Notizen. Ganz hervorragend finde ich: "nie mit Franzosen reden" und "Pinkeln!".
Ersteres bezieht sich darauf, dass Franzosen, sofern sie Englisch sprechen, nicht auf den Punkt ihrer Aussage kommen können. Allein deswegen, weil ihnen die Worte fehlen.
Zu welchem Zweck ich aber "Pinkeln!" aufschrieb ... nun ja. Vielleicht wollte ich nicht vergessen das Klo zu benutzen.

Kehren wir dem Abend den Rücken, und uns dem Morgen zu:

Samstag, 13.02.2010.

Halten wir einen Moment inne. Überlegen wir, wieviele bekannte und berühmte Schweden wir kennen. Vielleicht König Adolf, der einmal in Schwäbisch Hall weilte? Naja, wohl eher nicht, und schon gar nicht persönlich. Vielleicht erkennen wir das Königspaar, wenn wir es sehen. Aber die Königin ist Deutsche... . Es gab doch diesen Forscher, der zum Nordpol wollte. Oder war das eher ein Norweger? Ich glaube schon ... .
Nun ja, ab heute hätte ich da noch den Boxweltmeister Ingemar Johansson parat, der meiner Meinung nach allein seines Vornamens wegen einen Weltmeistertitel verdient hätte.

Sonntag, 14.02.2010. Abflugtag

Ein Einblick in mein Schaffen

Gestern schrieb ich diesen letzten Absatz. Ich habe leider ehrlich gesagt keine Ahnung, worauf ich hinaus wollte. Das passiert mir unglücklicherweise des Öfteren. "Der Gedanke ist gut, aber der benötigt noch eine Rahmenhandlung" denke ich, schreibe eine Geschichte um den Gedanken herum, und habe ihn postwendend vergessen. Ärgerlich.
Der beschriebene Gedanke nach bekannten schwedischen Persönlichkeiten kam mir am Samstag im Stadtmuseum. Aber, wie gesagt, ich weiß nicht mehr, worauf ich hinaus wollte.
Normalerweise habe ich jeden Tag zwei bis drei Stunden notiert, was ich erlebt habe, da ich schnell dazu tendiere, Dinge zu vergessen. Glücklicherweise finde ich in meinem Notizbuch Aufzeichnungen, wie die oben genannten. Ich muss sie wohl gestern Abend gemacht haben, als ich testete, wieviel 2,8%iges Bier ich trinken kann, bis sich ein Völlegefühl oder Anzeichen von Trunkenheit einstellen (ca. 8 Dosen). Aus diesen Aufzeichnungen werde ich mehr oder minder schlau. Meistenteils weiß ich noch, was sie zu bedeuten haben. Ein paar jedoch bleiben im Dunkeln, zum Beispiel: "Essen." "Pinkeln!". "Aus Sekt-Laune Inseln. Oder einfach nur: "Am Hafen".
Viel Raum für Spekulationen.
Aber um zum gestrigen Abend zu kommen müssen wir zwei Tage zurück, sprich zum Freitagabend, an dem ich die "Welt einfach nur Welt" sein lassen wollte.

Ein Plädoyer für Trinkspiele

Nachtrag vom Freitagabend

Des Spaniers Tagesablauf
Was habe ich mich über Trinkspiele moquiert! Wie habe ich mich schlecht über Spanier geäußert! Und nun? Nun saß ich da von 15 Spaniern umgeben an einem Tisch, vor mir ein Becher Cola-Rum und wir spielten Trinkspiele. Ganz hervorragende Trinkspiele. Da nenn mich einer Prinzipienreiter.
Die Spanier tauchten nach und nach aus ihren Kojen auf. Ihren Tagesrythmus hatte ich nach aufmerksamer Spionagearbeit aufgeschlüsselt: Sie fielen gegen 10 Uhr aus dem Bett, verließen das Hostel für ca. vier Stunden, in denen sie Essbares suchten, kamen dann zurück um bis 18 oder 19 Uhr zu schlafen. Dann aßen sie zu Abend. Wahlweise reichhaltige McDonald's Menüs oder reichhaltige McDonald's Menüs. Nach dem Essen begannen sie Trinkspiele zu spielen und verließen dann gegen ein Uhr den Ort des Geschehens, um die Clubs der Stadt aufzusuchen. Um fünf Uhr kehrten sie zurück und das Ganze begann von Vorn. Langer Rede kurzer Sinn: Ich spielte bis ca. ein Uhr mit und überließ sie dann ihren Partyvorbereitungen. Zum Abschied sagten sie mir, dass ich über sie schreiben solle, was ich hiermit als erledigt betrachte.

Von gutherzigen Polen und einem gefährlichen Berliner
Erwähnenswert vom Abend sind noch zwei Dinge: Zunächst drei polnische Hostelgäste, die immer wieder zu mir herüber schielten und mir mitleidige Blicke zuwarfen, wenn ich wieder eine Runde verlor. Die drei habe ich in der Zeit bis zum Abflug genauer kennen gelernt. Um genau zu sein sitzen sie gerade vor mir am Gate und warten auf ihren Flug nach Danzig.
Zum anderen wäre da noch Daniel aus Berlin. Er kam am Freitanachmittag an und setzte sich gegen 19 Uhr zu uns an den Tisch. Er hatte eine kleine Flasche Bacardi dabei sowie Cola und begann mit einer eisernen Selbstverständlichkeit darauf zu achten, dass sein Glas niemals leer war. Dass er Deutscher war habe ich erst später herausgefunden und zwar nachdem er beide Flaschen geleert hatte. Er hat sich drei Stunden nicht vom Fleck gerührt und saß in der immer gleichen Pose am Tisch: Rücken gerade, Augen nach vorne, beide Arme auf dem Tisch - parallel zueinander - und die rechte Hand um den Becher geschlossen. Das Urbild der Selbstverständlichkeit des Seins.
Daniel kam aus Berlin um an einer über Facebook organisierten Party teilzunehmen. Bis Samstag sollten noch 200 Berliner eintreffen, um einen Tag später wieder nach Hause zu fliegen. Es war so seltsam, wie es klingt, aber dazu später mehr.
Daniel brachte es fertig Sätze hervor zu bringen, wie: "Auf Mallorca hab ich Party gemacht. Da waren zwei Mädels vom Bodensee, die einen furchtbaren Dialekt gelabert haben. Da musste ich schnell die Zunge reinstecken, um mir das nicht mehr länger anzuhören."
Ich stufte Daniel auf der Gefährlichkeitsliste auf Höhe des Thailänders mit dem Restaurantschild ein. Und daran tat ich gut, wie ich später feststellen musste.
Wie dem auch sei. Alssen wir den Freitag ruhen und wenden uns dem Samstag zu. Dem Tag, an dem ich Stockholm von Nord nach Süd durchquert habe.

Dienstag, 6. Juli 2010

Schwedenhobbies, Todesarten und das 18. Jahrhundert

Kurzerhand trat ich ein und mich umgab sofort diese gemütliche Atmosphäre, die von sauberen kleinen 18. Jh. Häusschen nun einmal ausgeht.

In dem ca. drei mal drei Meter großem Vorraum traten sich Rentner und Rentnerinnen auf die Füße. Alle in Schlange stehen und sich Richtung Kaffeebar drängelnd.
Ich legte ab, schnappte mir eines der ausgelegten Bücher und schlenderte durch die vier Räume, die allesamt mit Rentnern gefüllt waren. An den Wänden hingen Notenblätter und Skizzen, Musikinstrumente und Holzstiche. Leider allesamt auf schwedisch. Nachdem ich meine Runde beendet hatte fragte mich eine Kellnerin mit einem Lächeln, das Eis hätte schmelzen können, zuerst nach meinem Wohlbefinden, und dann, was einen so verteufelt gut aussehenden jungen, sportlichen Mann, wie ich es einer bin, in diese Gegen verschlagen hätte. Zumindest denke ich, dass sie das fragte, da sie mich auf schwedisch ansprach und ich kein Wort verstand. Ich erklärte, dass ich gerne das Museum sehen wollte (was ich eben schon hatte, aber das musst ich ihr ja nicht auf die Nase binden), woraufhin sie nach ihrem Chef rief. Der Chef sah verdächtig nach einem Karl aus. Karl lächelte mich an und ich erklärte ihm mein Anliegen. Daraufhin schüttelte er bedauernd den Kopf und sagte, dass das heute eine verschlossene Veranstaltung wäre und ich morgen wieder kommen sollte. Nun, da konnte ich nichts machen.

Ich packte mein Bündel, nahm eine Laute von der Wand, stopfte ein paar der Notenblätter hinein, erbettelte mir beim Wirt noch ein Stück Schinken und einen Kanten Brot und ging zurück in die Kälte, singend einer ungewissen Zukunft entgegen.

Als ich nach geraumer Zeit wieder im 21. Jahrhundert angekommen war, fand ich mich auf einer hohen (!) Brücke wieder, die ich im Beisammensein aller meinen geistigen Kräfte nie im Leben auch nur angeguckt, geschweige denn betreten hätte. Links ging es mehrere Dutzend Meter nach unten auf einen Eisschollen bespickten Fluss zu und rechts donnerten die LKWs an mir vorbei. Da ich aber schon fast die Hälfte erreicht hatte lief ich gerade aus weiter, in der Hoffnung mich irgendwann wieder erinnern zu können, wann und wie ich diese Ungetüm betreten hatte.

Bis dahin lenkte ich mich ab, indem ich mir überlegte, was der angenehmere Tod wäre. Vom LKW bis nach Dänemark geschleift zu werden oder aus 40m Höhe halb auf dem Wasser, halb auf einer Eisscholle aufzuschlagen. So ein paar Sekunden freier Fall … allerdings war ich nie in Dänemark … .

Ich hob mir beides für später – für sehr viel später – auf.


Auf der anderen Flussseite angekommen traf ich eine riskante Entscheidung: Ich betrat den zugefrorenen Fluss. Das reizte mich schon seit meiner Ankunft. Dieselbe Selbstverständlichkeit, die es mir normalerweise verbietet auf zwei dünnen Brettern einen schneebedeckten Hang hinunter zu flitzen, in einem Gewässer zu schwimmen, in dem es Haie gibt, hohe Dinge zu besteigen, Freeclimbing zu machen oder in den australischen Outback zu gehen, Bier aus Plastikflaschen zu trinken, Trinkspiele zu spielen, Schnecken zu essen, Baseball-Fan zu werden oder einfach nur mit einem Russen ein politisches Gespräch zu beginnen, diese Selbstverständlichkeit schickte ich nun in den Wind und betrat den Fluss.

Ich weiß nicht was es ist, aber schon als Kind liebte ich es im Winter auf dem See nahe unseres Dorfes zu stehen und die Umgebung zu betrachten. Vielleicht ist es die plötzliche Weite oder der komplette Wandel des Blickwinkels, die Faszination etwas Bekanntes aus einer unbekannten Sicht zu sehen, jedenfalls war ich wieder begeistert.

Ich lief parallel zum Ufer und machte nach einer Weile Rast auf einem Ministeg, dessen Bank auf wundersame Weise weder mit Schnee bedeckt, noch nass war. Ich aß meine Brötchen, trank eiskaltes Wasser und wäre fast wieder ins 18. Jahrhundert abgedriftet.

Aber vorher entdeckte ich dort, wo ich saß, eine leere Bierflasche und mir kam in den Sinn, dass in Schweden öffentliches Trinken verboten war. Ich finde das sehr unvernünftig. Und darüber nachsinnend fiel mir die Frage vom Morgen wieder ein, ob man Schweden irgendwie zur Weißglut treiben könnte. Mit dem öffentlichen Trinkverbot wohl nicht. Vielleicht wenn man ihre Museen heizen würde? Ich weiß es nicht. Also stellte ich stattdessen die drei Haupthobbies der Schweden auf: Joggen, sich in Geduld üben und um die Mittagszeit in Massen in Cafés sitzen. Reihenfogle beliebig.
Meine Rast war klasse, aber mein Koffeingehalt sank und das ist um die Mittagszeit gefährlich. Es würde noch ca. 40 Minuten dauern, bis ich in ein Café einkehren könnte und so machte ich mich wieder auf den Weg – mit dem Bündel über der Schulter und der Laute in den Händen.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Zwischendurch - Was man während eines langweiligen Referats schreiben kann

"Warum wir Kriege führen"
oder:
"Gottes Wille"

Im Kirchenturm die Glocke,
die bimmelt hin und her.
Der Turm, gebaut aus Eiche,
der trägt an ihr sehr schwer.

Im Gotteshaus ein Holzwurm,
der überprüft den Krach.
Hält ihn doch das Geläute
all viertelstündlich wach.

Zum Kampfe ruft die Glocke.
Zum Schwert, weil Gott befiehlt.
Vergebung aller Sünden,
wenn man nach Höh'rem schielt.

Und auch der Wurm wird kämpfen,
und draußen vor dem Wehr,
da sammelt sich das Menschen-
drinnen das Holzwurmheer.

Dann noch einmal zur Kirche,
wo man zum Takte wippt.
Alsbald sich gegenseitig
vorsorglich Schuld vergibt.

Und laut dringt das Getöse
durchs Holz im Kirchenturm.
Am Menschen nagt kein Zweifel.
Am Holz jedoch der Wurm.

Mit einem letzten Schlage
stürzt auf die Menschenschar,
die Glocke samt der Kirche.

Ob's Gottes Wille war?



copyright by Icke

Freitag, 7. Mai 2010

Schweden, Teil 2, Freitag, den 12.02.2010

Eine kurze Entschuldigung
(Freitag, 12.02.2010)
Mal abgesehen davon, dass mich die Zahlenkombination des heutigen Datums fasziniert, muss ich noch ein paar versöhnliche Worte über die Spanier verlieren:
Sie verhielten sich wirklich rücksichtsvoll und außerdem waren sie überaus freundlich. Und auch, als sie nachts in das Zimmer zurück kamen ließen sie das Licht aus und gingen einfach schlafen. Ich nehme alle bösen Worte zurück.

(Früh am Morgen)
Welche Vorteile hätte ein Elch, der fliegen könnte? Kann man Schweden zum Wutausbruch verleiten? Gibt es Finnland wirklich? (Ich hab mich bisher noch nicht persönlich davon überzeugt.) Und hat Forrest Gump je erfahren, dass er den Watergate-Skandal ins Rollen brachte? Während mich diese weltbewegenden Fragen quälten drehte ich mich noch einmal um, und blieb eine halbe Stunde lang im Halbschlaf liegen.
Dann jedoch drängte die Zeit und ich machte mich an den Tag, im Frühstücksraum Kaffee und dann große Augen.
Da standen in der Küche Malerfareb, Werkzeugkisten und Kübel umher und es sah aus, wie bei einer Hausrenovierung. Und in dem Mix aus Bauutensilien und Kaffeeduft schaltete mein Hirn irgendwie auf "Polnisch". Das war ganz gut so, denn die beiden Herren in Bauarbeiter Outfit waren Polen. Ich bot Kaffee an, wir kamen ins Gespräch und kurz darauf setzte sich ein weiterer Pole - Hotelgast - zu uns. Ein guter Tagesbeginn.

Der Tag beginnt
Ich hatte noch eine Nacht in diesem Hostel, weswegen ich mich sorglos auf den Weg machte. Ich hatte heute eine große Tour vor mir und wollte noch vor der Sommersonnenwende zurück sein. Ich plante Stockholm nach Westen hin zu erkundigen, nachdem ich in den Tagen vorher schon den Süden und Osten erkundigt hatte. Die Insel Langholmen war mein Ziel und dort im Besonderen das Bellmannmuseum.

Carl Michael Bellmann habe ich über eine CD Hannes Waders kennengelernt, auf welcher er die Lieder Bellmanns ins Deutsche übersetzte. Sehr frei, wie er selbst sagt. In den Liedern geht es ums Trinken, Huren und Sterben und das in jeder möglichen Reihenfolge und Lebenssituation. Als wollte Bellmann sagen: "Was, die Welt geht unter? Darüber muss ich erstmal mit meiner Freundin Monika nachtrinken."
Sehr sympathisch.

Ich sing - aber keiner singt mit
Auf dem Weg dorthin kam ich an mehreren Booten und Bötchen vorbei, die am Kai vor Anker lagen. Es war ein klasse Bild, wie diese Metallkisten im Eis eingschlossen waren. Der Blick auf die andere Uferseite war ebenfalls sehr schön, da sich dort große, bunte Häuser aneinanderreihten.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde erreichte ich die Insel. Bis dorthin hatte ich alle Lieder und Textzeilen, die ich kannte vor mich hergesungen. (In der stillen Hoffnung ein Schwede würde die Melodie erkennen und mit einstimmen - nur kam mir niemand entgegen).
Meine Lieblingsstelle: Prosit bei Tag und Nacht!
Nicht erst lang nachgedacht.
Öffnet mit raschen
Griffen die Flaschen
wie es Bacchus macht.
Prosit bei Tag und Nacht!

Ich ging aufs Geratewohl auf die Insel zu, über Pfade, durch ein paar Bäume hindurch, an hübschen Schweden-hütten vorbei und landete eher unverhofft auf einem Aussichtspunkt. Der Wind jedoch trieb mich weiter und ich ahnte mehr die Richtung, in der das Museum lag, als dass ich sie wusste.

Endlich beim Museet
Es war wirklich ein schönes Fleckchen Erde. Keine Autos, nur ein paar Leute (und dazu noch Schweden!) und ansonsten nur Vögel, Schnee und ich. Toll.
Wie genau ich es fertig gebracht habe weiß ich nicht, aber letztendlich stand ich vor einem schmucken kleinen Häuschen, das mit "Bellmannmuseet" ausgeschrieben war.

Sonntag, 28. März 2010

Schweden, Teil 3. Donnerstag. Der 11.02.2010.

Auf Umwegen zum Ziel und von Lachsen enttäuscht
(Donnerstag, 11.02.2010. Am Nachmittag in einem Café, den Tag bis hierher erzählend.)
Jetzt wollte ich eigentlich ins Astrid Lindgren Museum, aber gleichzeitig Kaffee und etwas Wärmendes zu Essen. Eintritt wäre 110 Kronen gewesen und ein Umweg in Gegenden, in denen es kein Café oder dergleichen gab. Schweren Herzens verschob ich also auch den Lindgren Museumsbesuch auf wärmere Tage und kehrte nach einer Weile bei einem Italiener ein, wo ich für einen fairen Preis alles erhielt, was ich wollte. Pizza und Kaffee. Über die Qualität will ich jedoch keine Worte verlieren. Der Tag war doch so schön bisher.
Auf jeden Fall stellte sich wieder die Frage nach dem wohin. Ich lief zunächst an eine Stelle am Hafen, wo ich schon am Morgen stand, und das Eis bewunderte. Jetzt, nur ein paar Stunden später war es zu dünnen Schollen zerbrochen. Und der Anblick weiterhin atemberaubend, weil die Sonne nicht sehr hoch stand und sich flach im Hafen spiegelte. Ich stand eine Weile an der Hafenreling, wohlwissend, dass trotz der winterlichen Temperaturen die Sonne gerade dabei war mein Gesicht zu verbrennen. Ich ging die Liste der Museen durch. Zur Auswahl blieben nach dem Ausschlussverfahren noch das historische und das mittelalterliche Museum. Und da das Geschichtsmuseum in einer Richtung lag, wo die Sonne nur gelegentlich den Weg durch die Häuserreihen finden würde, lief ich zum Mittaltermuseum. Nicht ohne auf dem Weg dorthin mehrmals den Fluss prüfend unter die Augen nehmend, in der Hoffnung, Lachse zu entdecken.

Ich fand keine, und auch das Museum schien verschwunden. Laut Karte befand ich mich genau auf ihm. Und nach langem überlegen kam ich zu dem messerscharfen Schluss, dass ich auch in der realen Welt
auf ihm stand. Ich fand ein paar Treppen, stieg hinab, prüfte noch einmal den Fluss – nichts – und sah mich dem Eingang des Museums gegenüber. Der Reiseführer versprach, dass die Stadtentwicklung Stockholms gezeigt werden würde.
Was soll ich sagen? Freier Eintritt, ein Museum in einem Kellergewölbe mit hervorragenden Exponaten und seht gut durchdacht. Ich fand's toll. Und dass es in diesem Museum ebenso kalt, wie in den vorher besuchten war irgendwie keine Überraschung mehr.

Das mittelalterliche Museum in Stockholm ist einem ans Herz zu legen und den freien Eintritt allemal wert.


Den Bierdurst mit Tee bekämpfen

(Donnerstag, 11.02.2010. Im Hostel. Die Zeit nach dem Kaffee im Café bis zum frühen Abend)

Als ich ins Freie trat stand ich eine Weile am Fluss herum, und hinter mir versank allmählich die Sonne. Ich fand, dass es Zeit für Kaffee war und ging in ein Café, in welchem ich schrieb und wartete, bis es schloss. (17 Uhr). Danach ging ich mehr oder weniger planlos die Hauptstraße auf und ab, immer wieder in Schaufenster spähend und ein ums andere Mal vor einer Bar stehen bleibend. Bei mir stellte sich die Lust auf ein gemütliches Kneipenbier ein. Samt einer anfangs handfesten und später immer loseren Diskussion, bei einem gemütlichen Kneipenbier. Aber alas, die Vernunft siegte. Ich trank stattdessen einen Tee und schrieb weiter. Dabei kam mir ein vorzüglicher Gedanke: Ich würde einfach Bier kaufen, und den Abend dann mit Pawel und Ewelina zusammen verbringen. Gesagt, getan. Dazu Schinken, Käse und Brot und der Abend war gerettet.
Leider kamen mir beide auf meinem Heimweg entgegen. Beladen mit ihrem Gepäck. Richtig! Sie hatten mir doch erzählt, dass sie heute gehen würden. Wir verabschiedeten uns voneinander und jeder ging seiner Wege.

Billigflieger, Dosenbier und ein Trinkspielkompromiss
(Donnerstag, den 11.02.2010 Revue passieren lassend. Am Freitag, den 12.02.2010.)
In meinem Hostelzimmer weckte ich zunächst einen Spanier, der nun einer von fünf neuen Mitbewohnern war. Dann packte ich das Bier in den Kühlschrank – alleine trinken? - und setzte mich an den Küchentisch. An selbigem fand sich kurze Zeit später ein Australier, Pete, ein. Wir unterhielten uns ein wenig uns alsbald waren wir zu dritt, da John, seines Zeichens Engländer, uns Gesellschaft leistete.
Ich verteilte mein Bier unter den neuen Tischgefährten und der Abend nahm seinen Lauf. John und Pete tauschten sich über ihre Reiseabenteuer aus, wobei sie sich nach Möglichkeiten in der Skurrilität ihrer Erfahrungen zu übertreffen versuchten. Erstaunt stellte ich fest, dass beide schon mindestens je ein Land auf jedem Kontinenten dieser und aller anderer Erden im Universum besucht hatten.
Ich schaltete eine Gehirnhälfte in das Gespräch mit ein und die andere aus. Nachdem ich so eine Weile im Halbbewusstsein vor mich hingetrunken hatte, bemerkte ich, dass sich der Anteil Nicht-Spanier : Spanier im Raum mittlerweile stark Richtung Madrid verschoben hatte. Auf einen Nicht-Spanier kamen drei Echte. John flüchtete, indem er für uns die nächste Runde Bier im Laden gegenüber besorgte. Pete und ich konzentrierten uns währenddessen darauf, uns gut an den Bierdosen festzuhalten.
Immer ein Spanier verschwand, und wenn er wieder auftauchte hatte er eine Flasche Rum mit dabei. Dann saßen sie zu zwölft am Tisch und spielten ein Kartenspiel, bei dem es darum ging zu trinken. Das habe ich noch nie ganz verstanden: Wozu benötigt man ein Spiel, um zu trinken? Ich meine, wenn ein Becher Cola-Rum vor mir steht, dann wird er irgendwann zwangsweise leer sein. Dazu muss ich nicht Karten umdrehen, Würfel schmeißen oder Bierbecher mit Tischtennisbällen bewerfen.
Zugegebenermaßen, es kann wirklich Spaß machen. Aber ich hätte da einen Kompromiss; quasi einen Vorschlag zur Güte:
Anstatt, dass der Verlierer trinken muss (worauf jedes Trinkspiel hinaus läuft), darf jeder trinken, was immer er mag, und vor allem wenn und wann er es mag. Als Verlierer aber muss man eine Anekdote erzählen, ein geschichtliches Ereignis schildern oder ein Bild von einem Elch zeigen. Da wäre ich sofort dabei!
Aber wo war ich? Richtig. Ich hielt mich mit aller Macht an meiner (leeren) Bierdose fest und startete meine ausgeschaltete Gehirnhälfte neu. Irgendwann kam John zurück, das Bier wurde leer, Pete holte neues, die Spanier wurden lauter, die Spanierinnen betrunkener und dann kamen noch drei neue Gäste. Zwei davon gesellten sich zu uns, an die Tischhälfte, die mit leeren Bierdosen geziert war, und stellten kurzerhand neue, volle Dosen dazu. Mike aus Kanada und Patricja aus Polen. Beide auf Erasmus in Finnland und nun im Urlaub in Schweden. Willkommen im Zeitalter der Billigflieger. Die Frage, ob sie Urlaub in Schweden machten, um in wärmere Gefilde zu kommen, verkniff ich mir.
Vom Abend war mir noch ein Dialog gut in Erinnerung:
John: „So, Mike, where are you from?“
Mike: „Canada.“
John: „Right. And what city?“
Mike: „Toronto.“
John: „Ah. Yeah, I've been there.“
Mike: „Aha.“
John: „A pretty shitty city.“

Donnerstag, 25. März 2010

Schweden, Teil 2.

Feueralarm und ein heroischer Gast
(Donnerstag, den 11.02.2010 beschreibend. Nachmittags in einem Café)

Ich schlief gut und ebenso begann der Morgen. Ich umging den Andrang auf die Waschräume mit einer Acht-Uhr-Dusche und nachdem ich geputzt und gestriegelt mein Frühstück beendet hatte, drückte einer der Hostelangestellten (Thailänder...) auf den Feueralarmknopf. Es sei erwähnt, dass im Haus nichts brannte. In der Straße auch nicht, und es würde mich nicht wundern, wenn in Stockholm auf Grund der eisigen Temperaturen bis Mitte Mai gar kein Feuer ausbrechen kann.
Dieser Witzbold hier allerdings schien anderer Auffassung zu sein. Fast stolz zeigte er mir noch den Knopf, den er (wohl versehentlich?) leicht gestreift hatte. Das ganze Haus und auch die gesamte Straße, wie ich später erfuhr, wurden von einem grauenvollen Piepen und Dröhnen und Hupen erfüllt. Bemerkenswert jedoch die Reaktion im Hostel: Ich für meinen Teil öffnete die Rezeptionstür, um die Echtheit des Alarms zu überprüfen. (Unecht, wie gezeigt.) Daraufhin kehrte ich in mein Zimmer zurück, um Pawel und Ewelina zu informieren. Hernach widmete ich mich dem Spülen. Der Alarm durchdrang dabei immer noch das ganze Haus. Der Thailänder versuchte per Handy seinen Chef zu erreichen. Um 8:30 Uhr ging der Alarm los. Um 8:40 Uhr zeigten sich die ersten verstörten Gäste. Vornehmlich Spanier, die sich über den Krach beschwerten, weil sie weiter schlafen wollten. Zwei Gäste immerhin erkannten den vermeintlichen Ernst der Lage und standen komplett angezogen und gepackt - bereit vor den Flammen zu fliehen. Da es keine Spanier waren, klärte ich sie auf, woraufhin sie in ihren Zimmern verschwanden. 8:45 Uhr. Ein Unter-Chef war eingetroffen und telefonierte ebenfalls. Der Thailänder hatte währenddessen seinen Putzwagen geschnappt und versuchte ihn durch die immer größere Menge Hostelgäste zu schieben, um seine Arbeit zu beginnen. 8:50 Uhr. Der Chef scheint einen ruhigen und festen Schlaf zu haben. In das Huten und Tuten den Alarms mischt sich immer lauter werdendes Gemurmel. Von der letzten Nacht gezeichnete Gesichter trinken den ersten Kaffee. Ein Spanier ist einfach nicht zu beruhigen und wird von seinen Gefährten folgerichtig ignoriert. Ich packte, sagte meinen selig schlummernden Nachbarn tschüß und ging los. Aber es ist schon erstaunlich, wie immun wir in unserem behüteten Europa gegen ernst zu nehmende Probleme sind: Da geht um halb neun Uhr in der Frühe ein Feueralarm los, und es dauert 10 Minuten, bis die ersten fliehen wollen. Wer schon mal ein Feuer gesehen hat, der weiß, dass ein Funke keine 10 Minuten braucht, um zu einem unangenehmen Problem zu werden. Unnötig zu erwähnen, dass im Falle eines wirklichen Feuers alle Hostelgäste von dem einzigen, vernünftig denkendem Gast in waghalsigen Aktionen gerettet hätten werden müssen. Woraufhin dieser Gast mit unzähligen Orden, Preisen und Aufmerksamkeit belohnt hätte werden sollen. Mit diesen heroischen Gedanken machte ich mich auf den Weg. Das erste Ziel, sollte das Vasamuseum sein.

Warten auf die Vasa

(Donnerstag, 11.02.2010. Am Nachmittag in einem Café, den Tag bis hierher erzählend.)

Das Vasamuseum beherbergt eine Art schwedisches Nationalsymbol: Ein im 17. Jahrhundert bei der Jungfernfahrt gesunkenes Schiff. Na, wenn das mal nicht Spannung versprach.
Ich hatte in weiser Voraussicht zwei Pullover angezogen, aber trotzdem durchdrang mich die Kälte nach nur ein paar Schritten. Es war sonnig, aber lausig kalt und als ich nach einer halben Stunde am Museum ankam, wünschte ich mir ein kleines Feuerchen herbei … . Stattdessen musste ich jedoch noch eine Stunde warten, bis das Museum öffnete. Ich sah mir die aufsteigende Sonne an, die schwindenden Nebel, die kleinen, schaukelnden Schiffchen, und das Eis, das einen Teil des Hafens bedeckte. Ein Bild voller Ruhe und Erholsamkeit. Und Kälte, falls ich das noch nicht erwähnt hatte.
(Es war wirklich lausig kalt)

Ich dachte ein wenig darüber nach, was ich vom Vasamuseum gehört und gelesen hatte. Es soll wirklich etwas besonderes sein und sehr toll. Jede Krone wert und eine Bereicherung. Zwar konnte ich mir nicht ganz vorstellen, wie ein bei er Jungfernfahrt gesunkenes Schiff, sprich ein Paradebeispiel für menschliches Versagen (Hallo? Wenn ich ein Schiff baue, dann ist mein Hauptaugenmerk darauf gerichtet, dass es schwimmt!!!) zu einem wichtigen Symbol aufgewertet konnte, aber ich war gerne bereit, mich überraschen zu lassen. Zumal es draußen richtig kalt war. Das Geheimnis ist nicht so sehr das Schiff, als viel mehr der Fund und die Bergung selbigens. Quasi nicht der Goldteller, den man verloren hat, sondern der Fakt, dass man ihn unversehrt wieder gefunden hat. (Oder ein aktuelleres Beispiel: Nicht die Gitarre, die verloren wurde, sondern das Wiedererlangen selbiger). Aber langsam. Das Museum erfüllte alle Vorhersagen. Es war schlicht und ergreifend großartig. Die Kassiererin ließ meinen lächerlichen Papierstudentenausweis der „Elite“ Universität Heidelberg gelten, und ich bezahlte den ermäßigten Preis. Schon das allein wäre für mich Grund genug, das Museum in den höchsten Tönen zu loben. Ich betrat eine riesige Halle, in der ein riesiges Schiff alles überstrahlte. Um das ganze gewissenhaft anzugehen (ich hatte, ehrlich gesagt nur zwei Zeilen im Reiseführer über den Hintergrund des Schiffes gelesen) schaute ich mir zunächst einen 25minütigen Film über das Was und Warum der Vasa an. (Vasa, übrigens, ist der Name des Schiffes).

Was passiert, wenn ich nicht um Rat gebeten werde.

(Weiterhin den 11.02. beschreibend, mittlerweile bei der zweiten Tasse Kaffee angelangt)

Demnach befahl der schwedische König Gustav II um 1620 herum den Bau des Schiffes. Es sollte in erster Linie prunkvoll sein und außerdem seine Macht widerspiegeln.
(Hier aber zeigt sich schon der alles entscheidende Fehler: Ich hätte gesagt es muss: 1) SCHWIMMEN! 2) Prunkvoll sein 3) Meine Macht widerspiegeln) Aber weiter. Schweden war zu dieser Zeit im Krieg mit Polen. (Wieder muss ich einhaken: Was kann einen dazu bewegen, mit Polen einen Streit anzufangen? Ging es darum, wer der gastfreundlichste von beiden ist?) Nochmal: Schweden war zu der Zeit im Krieg mit Polen und wollte den Gegner beeindrucken. Als ob sich die Polen von einem Stück Holz, das schwimmt (oder auch nicht) beeindruckt gezeigt hätten. Einen Polen beeindruckt man, indem man ihm zeigt, wie man einen Streit mit seiner Frau gewinnt. Und wieder einmal ist bewiesen, wie unvernünftig es ist, mich nicht um Rat zu fragen. Aber ich schweife ab. Gustav also befahl den Bau der Vasa und das es nur vernünftig sein kann, was ein König befiehlt, begann man Bäume zu fällen, Leinen zu weben und all das zu tun, was für einen Schiffsbau notwendig ist. Dummerweise änderte Gustav während der Bauarbeiten mehr als einmal seine Meinung. So befahl er beispielsweise nicht nur eine Reihe von Kanonenvorrichtungen auf jeder Seite, sondern zwei je übereinander liegende. Das jedoch hätte eine Erweiterung des Schiffrumpfes in die Breite verlangt, was beim damaligen Baustand nicht mehr durchzuführen war. Außerdem wurden zum Bau Holländer angestellt, die damals als Pioniere des Schiffbaus galten. Nun ist es aber naturgegeben so, dass die Kanäle in Holland eher flach sind. Zumindest weit weniger tief, als die Ostsee, auf der die Vasa letztendlich schwimmen sollte. Das wiederum hatte zur Folge, dass die Holländer den Rumpf ihrer Schiffe generell weniger breit bauten, als es notwendig gewesen wäre. Anstatt also den König auf diese Unstimmigkeiten hinzuweisen, wurde gebaut und gehämmert und gestaunt und am 10. August 1628 versammelte sich eine nicht zu verachtende Menschenmenge auf den Hafenanlagen Stockholms, um zu sehen, nun ja, um zu sehen, wie dumm es ist, mich nicht um Rat zu fragen. Laut Chronik wippte das Schiff ein paar Mal auf und ab, ein paar Segel flatterten und dann legte es sich langsam auf die Seite. Die zwei übereinander liegenden Kanonenreihen ließen das Wasser wunderbar hinein laufen, und die Vasa sank noch im Stockholmer Hafen. Und das größte Wunder kommt meiner Meinung nach erst noch: Man hat 333 Jahre lang vergessen, wo es sank. Ja ist denn das zu fassen? Da steht halb Stockholm am Hafen, ein 69m langes Schiff sinkt, die Stadt guckt zu, fährt dann noch mit Rettungsbooten zur Unfallstelle, und vergisst dann den genauen Ort? Man barg zwar ein paar Jahre später die Kanonen, aber so gar keine Aufzeichnung und Ortsbestimmung?

Die Vasa wird geborgen

(Donnerstag, den 11.02. Revue passieren lassend. Nach mehrmaligem Toilettengang im Café)

951 fand ein Hobbyarchäologe – der meiner Meinung nach der Held der Geschichte ist – mit Hilfe eines selbst gebauten Gerätes das Wrack. Er ließ an einem langen Seil (Wir erinnern uns: Die Ostsee ist tiefer, als ein holländischer Kanal) systematisch einen Metallpfeil zum Grund hinab, in der Hoffnung, dass sich in der hohlen Spitze des Pfeils ein bißchen Holz des Wracks festsetzt. Und tatsächlich holte er alsbald ein Stück alter Eiche nach oben. Die Vasa war wieder gefunden und die Bergung, über die das Museum ebenfalls ausführlich berichtet, ist mindestens ebenso bewundernswert wie der Untergang und der Fund.
Taucher bohrten in ca. 6m Tiefer unter dem Wrack sechs Tunnel, in die hernach Stahlseile eingeführt wurden. Dann postierten sich zwei Trägerschiffe links und rechts über der Vasa und Winden begannen die Stahlseile gleichmäßig nach oben zu ziehen. Das Wrack hielt, die Seile und das Vertrauen der Bergungsmannschaft ebenfalls und irgendwann stand die Vasa resaurationsfertig wieder im Stockholmer Hafen. Nach 333 Jahren. 17 Jahre lang tüftelte, schaufele und suchte man an ihr herum und heute kann man das Wrack bestaunen. Es ist wirklich einmalig.

Kälteresistente Schweden und ausgestopfte Schwalben
(immernoch Donnerstag, den 11.02.2010 beschreibend, schreibend, schreibend...)

Das Museum ist auf sieben Etagen verteilt. Im das Schiff herum führen auf jeder Ebene Emporen mit Erläuterungen der Struktur des Schiffes und zu den Lebensverhältnissen in Stockholm zu jener Zeit. Fundstücke und Skelette von Bord der Vasa, deren Gesichter rekonstruiert wurden, sowie knappe, dabei höchst informative Plaketten runden das ganze ab. Ich brachte zwei Stunden im Museum zu. Der einzige meteorologische Unterschied zur Welt außerhalb der Halle bestand im fehlenden Wind. Ich behaupte, dass bei Schweden der Punkt, an dem sie das Wort „kalt“ benutzen würden, ab einer Temperatur unterhalb des dreistelligen Minusbereiches einsetzt.
„Sag mal, Sven, was hält dich so fit?“ „Naja, ich gehe jeden Morgen eine Stunde im See schwimmen.“ „Bei den Temperaturen?“ „Ach weißt du, mit der Axt ist die 50cm dicke Eisschicht schnell durchbrochen. …“ Ich plante den weiteren Verlauf des Tages. Ich wollte Museen seh'n, Seen sehen, Sehnen dehnen, nach denen ich mich schon lange gedehnt gesehnt habe. Gesagt, getan. Ich streckte meine Beine, warf einen Blick auf einen zugefrorenen See dem Museum gegenüber und machte mich auf den Weg zum Aquarium. Selbiges lag leider innerhalb eines Parks, den ich zwar gerne besucht hätte, aber dessen Eintrittspreis mich ein wenig abschreckte. Außerdem machte er den Eindruck, als ob er eine super Sommerattraktion wäre. So verlegte ich den Besuch auf wärmere Tage. Auf dem Rückweg kam ich am Biologiemuseum vorbei. Zwar sagte der Reiseführer nur, dass man die gesamte skandinavische Tierwelt zu sehen bekäme, aber für ein paar ausgestopfte Tiere 30 Kronen … . Jedoch gefiel mir das Haus von außen (eine Art überdimensionale Schwedenhütte) und ich hegte die törichte Hoffnung, dass es drinnen wärmer wäre. Ich trat ein, und es war alles andere, als ein Fehler. Das Mann am Schalter – er sah verdächtig nach einem Erik aus – fragte mich freundlich, ob ich etwas über das Museum wüsste. Ich hatte zwar gelesen, dass es einem Maler gehörte, aber ich verneinte seine Frage höflich. Ich hatte das Gefühl, als ob er nicht oft die Gelegenheit bekäme, mit echten Lebewesen zu kommunizieren, und wollte ihm die Freude tun. Erik schien auch sichtlich erfreut und begann einen kurzen Vortrag über das Haus. Es war eine um 1830 gebaute Kirche nach norwegischem Stil, die quasi von Beginn an eine Ausstellung der skandinavischen Tierwelt beherbergte. Ein Maler, der mit seinem Kumpel des öfteren auf die Jagd ging, um gefährliche Finken und blutrünstige Schwalben zu schießen, sammelte nach und nach alles, was er an Tieren in die Hände bekam. Erik erklärte fast entschuldigend, dass das Haus nur aus zwei Etagen mit ca. 200 Exponaten bestand. Mit einem Lächeln fügte er jedoch hinzu, dass die Tiere nicht leblos auf irgendwelchen Baumstümpfen säßen, sondern leblos in ihrer „natürlichen Umgebung“. Ich fand das ein bißchen übers Ziel hinausgeschossen, aber zu Eriks Verteidigung muss ich sagen, dass es zumindest ein wenig Abwechslung bot, die Tiere im Schilf, in Bäumen oder auf Felsvorsprüngen zu sehen, als nur stur auf … naja, worauf eben normalerweise ausgestopfte Tiere stehen. Obwohl sich mir immer noch nicht ganz erschließt, was einen dazu bewegt, ein so harmloses Wesen wie ein Reh oder einen Dompfaff hinterrücks abzuknallen. Aber wie schon im Vasamuseum zählte hier wohl eher das Wie und nicht so sehr das Was. Ich war jedenfalls nicht gänzlich abgetan, zumal mir Erik endlich meinen Elch bescherte.

Mittwoch, 24. März 2010

Reise nach Stockholm. 10.02.2010 bis 14.02.2010

Lieber Leser. Endlich ist es soweit: Das Stockholmreisetagebuch begibt sich online. Ich habe diesmal die Abenteuer mit Untertiteln versehen, was einen besseren Überblick erlaubt. Ansonsten ist auch hier wieder allseits geschätzte Subjektivität und einwandfreie, 100%ige Wirklichkeit, auf der Basis meiner Beobachtungen gegeben. Samt aller gängigen Vorurteile. Viel Spaß!
Dein Robert.


Elche, Karlsson vom Dach und Elche – Gedanken vor dem Abflug

(Mittwoch, 10.02.2010; Flughafen Baden-Baden)
Schweden. Bei diesem Wort verdichten sich die Gedankenstränge – ganz im Sinne von Ferdinand de Saussure – zu Bildern. Zu Bildern wie Volvo, ABBA (mit dazugehöriger Dancing Queen) und natürlich zu IKEA. Man sieht förmlich die Schönheiten im schwedischen Fanblock während der WM 2006 und allen anderen Turnieren, an denen Schweden teilgenommen hat vor sich. Man kann die Blau-Gelbe Staatsflagge regelrecht anfassen und das Land wird in Gedanken Blau-Gelb überflutet. Und da würde ich nun tatsächlich bald sein.
Aber ich will nicht das Schweden von ABBA und IKEA und schon mal gar nicht das von Volvo sehen. Ich will Elche! Am besten in der Hauptstadt. Ich will Pippi Langstrumpf die Straße entlang hüpfen sehen und mal gucken, ob ich nicht vielleicht Karlsson vom Dach irgendwo entdecken könnte. Ich will das Schweden Mankells – allerdings ohne Verbrechen – und endlose Wälder und Seengebiete. Ich will das goldene Schlüsselchen von Hans-Christian Andersen finden und mindestens einen Schweden treffen, der den Nachnamen Svensson trägt. Ich will die Gedichte und Lieder Belmanns am eigenen Leibe erfahren, aber bitte ohne die jeweils letzte Strophe seiner Lyrik, weil dann immer mindestens ein Gast im Wirtshaus ein ungeheuer alkoholisiertes Ableben hat. Gegen schwedische Fanschönheiten hätte ich selbstverständlich nichts einzuwenden, und gegen Elche schon dreimal nichts. Aber das könnte ich schon erwähnt haben.
Jedenfalls habe ich für all das nur 5 Tage Zeit. Gott hatte immerhin 2 mehr, um eine ganze Welt zu erschaffen. Wobei er meiner Meinung nach den Sonntag hätte nutzen sollen, um die Idee „Mensch“ ein bißchen auszufeilen.
Das Flughafentor öffnet gleich und ich fliege nach Stockholm. Den Elchen entgegen.

Hostel gesucht und gefunden – abendliches Résumé

(Mittwoch, 10.02.2010, 19:30 Uhr Abends im Hostel)
Es ist mittlweile halb Acht Uhr aben
ds, an meinem ersten Tag in Schweden. Ich sitze an einem Tisch in einem Hostel und muss überlegen, was ich bislang erlebt habe.
Nun ja, Elche habe ich noch nicht gesehen, auch noch niemanden kennen gelernt, der Svensson mit Nachnamen heißt. Karlsson vom Dach bin ich auch noch nicht begegnet, dafür habe ich Pippi getroffen. Als Puppe in einem Souveniershop. Ich habe einen wunderbaren Sonnenuntergang erlebt, eine imposante Stadtmauer bestiegen und mehrere Herzattacken auf Grund der Preise mehr oder weniger gut überstanden. Ich traf einen äußerst humorvollen Busfahrer, einen verwirrten aber sehr freundlichen Hostelangestellten und einen gemeingefährlichen Thailänder.
















(Das erste Mal Schweden, das erste Mal Stockholm, das erste Photo. Wenig spektakulär, dafür von unschätzbarem persönlichen Wert.)

Aber der Reihe nach. Als ich im Landeanflug auf Stockholm war und aus dem Fenster blickte ging mir das Herz auf: Dunkle Wälder, schneebedeckte Weiten mit Spuren von Mensch und Tier und hier und da ein rotes Häuslein. Wirklich wie im Märchen. (Ein Flug mit Ryanair ist jedoch ein Kapitel für sich.) Im Flughafen in Baden-Baden hat man mit ein Ticket für einen Transferbus nach Stockholm verkauft. Selbiges hielt ich außerhalb des Stockholmer Flughafens nun einem bärtigem Busfahrer (einer von ca. 100) unter die Nase, der mir ein paar freundliche Worte entgegenschmetterte und sich dann noch ein paar Späße mit einem ängstlich wirkenden Reisenden erlaubte. Nach dem Motto: „Naja, der Grund dafür, dass hier so sehr viele Busse fahren ist der, dass auf dem Weg nach Stockholm ca. 30% von ihnen Zusammenstöße mit Elchen haben und weitere 50% einfach so verschwinden.“ Verschwinden wollte ich nicht, aber den Elch hätte ich dann doch gerne gesehen.
Ich kam jedoch ohne viel Trara in Stockholm an. Ich weiß nicht genau, ob ich enttäuscht war, als ich einfuhr. Vielleicht habe ich nur etwas ganz anderes erwartet, aber der erste Eindruck war nicht das Stockholm, dass ich mir vorgestellt hatte. Die Häuser waren größer, weniger bunt und alt, und soviel Wasser, wie ich wollte, war auch nicht zu sehen. Nichtsdestoweniger musste ich zunächst einen Platz für die Nacht finden, was leichter war, als ich anfangs angenommen hatte.
Das dritte von drei überprüften Hostels sprach mir zu (das heißt, ich war bei „Nummer drei“ bereit, den Preis zu zahlen) und verdient nach dem ersten Eindruck und einer halben Stunde Aufenthalt ein Lob. „Run by Nordic“. Sehr empfehlenswert – nicht nur des Preises wegen. Ich bezahle hier 10 Euro/Nacht plus 5 Euro für Bettwäsche und Handtuch. Außerdem kann ich die Küche, Bad, Dusche kostenlos mitbenutzen und mich am Kaffeevorrat bedienen, was Nordic eventuell noch bereuen wird.

Koffeinmangel
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(Immer noch Mittwoch, 10.02.2010, im Hostel den Tag in Stockholm beschreibend)
Nachdem ich also mein Bett aus- und ins Hostel eingecheckt war, spazierte ich los. Ich lief aufs Geratewohl, im guten Gewissen heute nichts mehr machen zu müssen (außer ein paar „Alter Schwede-Sprüche“ vom Stapel zu lassen) und niemandem verpflichtet zu sein. Und das Wetter stimmte in diese Harmonie aus Sein und Werden ein. Die Sonne kam heraus und spiegelte sich im Fluss und im Eis, das das Wasser an einigen Stellen bedeckte. Die Gebäude wurden herrlich beleuchtet und ich ging eine große Einkaufsstraße hinunter, die ich im Stillen „Arbat“ betitelte. „Arbat“ deswegen, weil sie im ersten Moment ähnlich häßlich wirkte, wie Moskaus bedeutenste Einkaufsstraße – Arbat. Wie gesagt: Im ersten Moment. Mittlweile habe ich ihren Charme verstanden, aber der Name bleibt.
Während ich also Stockholms Arbat entlangschlenderte traf ich den eingangs erwähnten gemeingefährlichen Thailänder. Dieser stand an einer Straßenecke. Auf dem Rücken trug er ein Schild mit dem Namen eines Restaurants, sowie einem Pfeil, der in die Richtung der Lokalität zeigte. Von mir aus gesehen zunächst nach rechts. Das fiese nun aber war, dass der Kollege nicht still stand, sondern sich munter auf der Straße hin und her bewegte. Das wiederum hieß, dass das Restaurant mal vor, mal hinter, mal rechts und mal links von mir lag.
Ich sag ja: gemeingefährlich.
Wie dem auch sei. Ich ließ Thailänder und Arbat hinter mir und betrat die eigentliche Altstadt. Zumindest dachte ich, dass es die Altstadt war. Ein paar wichtig aussehende Gebäude, von denen ich leider nicht weiß, wie wichtig. Verwinkelte Gassen und eine eigenartige Ruhe, die von den Leute umher ausging, empfing mich. Ich durchquerte ein paar Gässchen und stand dann dort, wo laut einer Freundin ein preiswertes kleines Lokal sein sollte. Aber die Fenster waren leer. Schade.
Mein Körper schrie nach Koffein und mein Portemonnaie nach erschwinglichem obendrein.
Eigentlich in jeder Hinsicht ein Grund zur schlechten Laune. Aber ich beschloss die schlechte Laune dorthin zu schicken, wo der Pfeffer wächst, und marschierte weiter.

Bekämpfung des Koffeinmangels und Klischeebestätigungen

(Weiterhin Mittwoch, der 10.02.2010. Sh. oben)
Eine gute Entscheidung, denn ich entdeckte das Stockholm, dass ich mir vorgestellt hatte. Ein lang gestreckter Hafen mit prächtigen Schiffen im letzten Sonnenlicht. Jetzt noch ein Elch um die Häuserecke, und ich hätte diesen Ort wohl nie verlassen. Aber so ganz ohne Elch … ?
Ich ging über Umwege zurück in die Altstadt, erkundigte mich nach den Preisen für etwas essbares und Kaffee, fiel dreimal deswegen in Ohnmacht und einmal auf die Nase (kalt und Eis überall!) und kehrte letztendlich doch in ein nettes Café ein. Dort gönnte ich mir eine lächerlich überteuerte Suppe und einen Kaffee. Dabei hörte ich vertraute Laute: Polnisch vom Tisch neben mir. Auf dem Rückweg zum Hostel (über Umwege und mit dem Kauf von Knäckebrot und Leberwurst) bestätigten sich wieder einmal ein paar von mir, nach langem Beobachten, aufgestellten Klischees:
Die Russinnen erkennt man daran, dass sie bei jeder auf Erden möglicher Temperatur so knapp und schrill bekleidet sind, wie irgend möglich. Sie sind laut und schreien förmlich nach Aufmerksamkeit.
Spanier hingegen treten niemals in Gruppen unter fünf Leuten auf und legen ein möglichst männliches Benehmen an den Tag, um von allen anderen Unzulänglichkeiten abzulenken. Besonders Russinnen verfallen ihnen gerne. (Wobei Russinnen gerne jedem verfallen.)
Franzosen wiederum bleiben interessiert vor jedem Café stehen und schütteln wie beiläufig den Kopf, wenn ihnen etwas nicht passt. Und das ist immer der Fall.
Deutsche (Touristen) zeichnen sich ebenfalls durch Kopschütteln aus, allerdings dann über ein Nicht-Beachten von Fußgängerampeln, ungestreuten Straßen und gefährlichem Fahrverhalten.
Polen gibt es ausschließlich als Pärchen, meist zu viert, manchmal auch nur zu zweit. Es reden vornehmlich die Frauen.
Amerikaner sind, sobald es dunkel ist, betrunken und in gemischten Gruppen unterwegs. Holländer laufen mit einer beängstigenden Ruhe umher und Schweden unterscheiden sich von ihnen lediglich dadurch, dass sie den Wetterverhältnissen entsprechend gekleidet sind.
All dies beruht auf einer genauen, jahrelangen Beobachtung, ja fast schon Spionage und ist wissenschaftlich einwandfrei belegt. Von mir.
Nachdem ich ins Hostel zurück gekehrt war, setzte ich mich in die Küche zu einer Gruppe lärmender Amerikaner und einem polnischen Pärchen. Und das ist kein Scherz.

… Morgen sind die Museen dran ...
(22:05 Uhr, im Hostel, das Gedränge um mich herum betrachtend.)
Es ist mittlerweile 22:05, und meine Zimmermitbewohner sind soeben zurück gekommen. Ein weiteres polnisches Pärchen und ebenfalls kein Scherz. Ich werde noch ein wenig hier sitzen bleiben und mich ausruhen. Morgen sind die Museen dran.

Nachtrag

(Donnerstag, 11.02.2010)
Gestern abend, kurz bevor ich den Rückzug antreten wollte, tauchten meine Zimmergefährten aus der Kälte auf. Wir tranken Tee und unterhielten und noch eine Weile auf Polnisch. Hin- und wieder warf ich ein englisches Wort ein, wenn mir das polnische nicht einfiel.
Und dann, nachdem sich die Amerikaner verzogen hatten, tauchten wie nach Abmachung die Spanier auf. Erst sechs, dann acht, dann füllten sie den ganzen Raum aus. Auf dem Tisch standen urplötzlich zwei Flaschen Rum und eine Flasche Jägermeister. Anlass für Ewelina, Pawel (das die Namen der Polen) und mich ein wenig über unsere europäischen Landsleute herzuziehen. Es war wunderbar. Als uns das dann aber zu fade wurde, zogen wir uns zurück und gingen alsbald schlafen.

Freitag, 19. Februar 2010

Samstag, 06.September 2008 und das Ende des Abenteuers

Samstag, 06.09.2008
Der Tag fing nicht sehr lustig an. Nicht nur hatte ich einen kleinen Kater, sondern auch Schnupfen und Halskratzen. Zusätzlich sollte an diesem Tag Agnieszka, eine unserer Kommilitonen und eine Bereicherung für den Unterhaltungswert in der Gruppe abfliegen, weil sie zurück zur Arbeit musste. Des weiteren ging es auch den meisten der Gruppe nicht sonderlich gut, zurückzuführen auf den gestrigen Abend samt vernichteter Lebensmittel.
Gut hingegegen ging es Gwenneth, ein Freund unseres Dozenten Frank. Seines Zeichens Waliser und als Historiker in Moskau seit Jahren tätig. Gwenneth spricht ausgesprochen gutes Deutsch und war auch sonst ein sehr angenehmer Reisebegleiter. (Hier nun ein kleiner Einschub: Was heißt: "spricht gut Deutsch und war auch sonst ... angenehm ... " ???) Ich weiß nicht, was und ob überhaupt ich mir etwas dabei gedacht habe ... ).
Wir trafen ihn am Bahnhof und er begleitete uns nach Sergeev Posad, eine Klosteranlage außerhalb von Moskau. Die Zugfahrt ließ mich eine Zeit lang das Unwohlsein vergessen. Genauer gesagt 2 1/2 Stunden lang. Der Zug war ein ansehnliches Model aus einer Zeit, in der Zugbauer noch Geschmack hatten, aber von attraktiver Bemalung soviel hielten wie unsere Hotelküche von gutem Essen. Sehr wenig bis gar nichts. Die sitze waren genauso tückisch, wie im Hotel. Von außen erweckten sie den Eindruck höchster Gemütlichkeit. Spitze für eine lange Zugfahrt. Ließ man sich aber mit einem wohligen Seufzer plumpsen, so ging man das Risiko ein, dass die Wirbelsäule mit einem häßlichen Geräusch senkrecht aus dem Körper schoß, denn die ach so gemütlichen Sitze waren Stahlplatten und nur mit einem dünnen Leder bespannt.
Dennoch gestaltete sich die Fahrt unterhaltsam. Nicht nur bekam man die Randgebiete Moskaus und später die ersten Grünflächen zu sehen, sondern man konnte auch die verschiedensten lustigen und weniger lustigen Dinge erstehen, die man für eine lange Zugfahrt braucht. Oder auch nicht braucht. Hatte man Geld und Humor konnte man wahlweise Topflappen, Tüten, die Bibel, Kugelschreiber, Badeschwämme, Bier, Bücher, CDs, DVDs, und, was mein Lieblingsexemplar war, einen Elektroschocker erstehen. Wozu braucht man einen Elektroschocker? Und wozu braucht man einen Elektroschocker auf einer Zugfahrt? Vielleicht für die Bärenjagd im Wald? Aber so ein Schocker kitzelt doch eine Bären höchstens. Die für mich einzig plausible Erklärung war, dass ich damit den Typen, die das Zeug verkauften mal gehörig meine Meinung geigen könnte.
Die Klosteranlage Sergeev Posad ist wirklich sehenswert. Die Mauern imponieren durch ihre Größe und Stärke und die Kathedrale in der Mitte der Anlage ist der am Kreml nachempfunden. Nachdem das Kloster 1408 von den Mongolen zerstört wurde, bot sie 200 Jahre später (wiedererrichtet) den Polen Paroli und dient seitdem als Symbol für den nationalen Widerstand. Die Polen scheinen mir tatsächlich eines der glücklosesten Völker der Geschichte zu sein, obwohl sie über Jahrhunderte im größten Staat Mitteleuropas lebten. Die einzig plausible Erklärung dafür, dass die Polen scheiterten wo ein mit Krummschwertern bewaffnetes Reitervolk Erfolg hatte ist die Romantik der Polen. Sie brachten es wahrscheinlich einfach nicht übers Herz eine so schöne Anlage zu zerstören.
Mich persönlich setzte an diesem Tag ein Virus oder ähnliches außer Gefecht. Ich setzte mich gegen 13 Uhr in den Schatten eines Baumes und war nicht viel später eingeschlafen. Die Beine weit von mir gestreckt, den Kopf auf meinem Rucksack muss ich ein seltsam sabberndes Bild von mir gegeben haben. Aber aller Lächerlichkeit zum Trotz ging es mir nach dem Nickerchen entschieden besser.
Wir trafen uns, nachdem wir uns in Gruppen oder jeder für sich das Areal angeschaut hatten. Wir hatten, was ich sehr vernünftig fand, genug zum Essen mitgenommen, um außerhalb der 1400m langen Mauer ein Picknick zu veranstalten. In Russland gibt es ein Gesetz, das, was ich sehr unvernünftig finde, es einem verbietet, in der der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken. Nun stellt sich aber bei einem Deutschen an einem warmen Sommertag am frühen Nachmittag ganz sicher der Bierdurst ein. Gwenneth Erfahrung in Sachen Moskau machte sich bezahlbar. Es gibt in Russland wohl gleichzeitig kein Gesetz und keine Regel, die sich nicht durch ein eigenes Gesetz ein wenig verändern oder umgehen lässt. Während wir unsere Mitbringsel auf den kleinen Rasenstücken unter einer Leninbüste ausbreiteten, stiefelte Gwenneth los, um für seine deutschen Touristen ein wenig Bier zu besorgen. Toll! So saßen wir entspannt beisammen und ließen uns verbotenes Bier schmecken, was den Genuss natürlich gleich verstärkte. Außerdem lud uns Gwenneth zum Abendessen in seiner Wohnung ein, worauf ich persönlich mich sehr freute. Von Sergeev Posad machten wir uns auf den Rückweg. Im Zug wurden wir nur noch bedingt von wandelnden Ramschläden belästigt und ich konnte mein weniger ausgeprägtes Skattalent bei einer kleinen Partie zur Schau stellen.
Bevor es aber zu Gwenneth ging, mussten wir noch etwas Alkohol und Bier besorgen. Das stellte sich leider als unmöglich heraus. Die Läden verkauften an diesem Tage erst ab 20 Uhr derlei Waren und so gingen wir direkt zur Wohnung.

Hier, lieber Leser, hören meine Aufzeichnungen auf. Nicht, weil mich die Miliz schnappte und ich nur diesen Teil des Tagebuchs retten konnte. Eher liegt es daran, dass ich in den verbleibenden zwei Tagen keine rechte Zeit mehr fand.
Das ist einerseits schade, andererseits sehr typisch.

Vielleicht kann ich aber noch aus dem Gedächtnis etwas zusammenbringen.
Bei Gwenneth schlug das Virus wieder zu, und ich verbrachte die erste halbe Stunde auf der Toilette. Das fand ich nicht weiter tragisch, denn so entging ich den Essensvorbereitungen.
Es gab jede Menge Salate. Ich glaube, dass ein paar von uns losliefen, um Bier und Wodka zu besorgen. Denn ganz sicher war ich an einer Stelle des Abends ein wenig nicht-nüchtern. Es kamen noch Freunde von Frank und Gwenneth, mit denen ich Russisch sprach, und ich glaube ich verwickelte Frank in ein angeregtes Gespräch über ein Thema Russlands, das mich offenbar sehr beschäftigte. Kleiner Tip hier: Niemals mit einem kompetenten Menschen über ein Thema streiten, von dem man so gut wie keine Ahnung, aber eine feste Meinung hat.

Was gibt es noch? Ein paar von uns verließen den Abend früher, als Frank, Susanne und ich. Seitdem sind sie verschollen.
Ich habe keine Erinnerung daran, wann und wie wir den Rückweg zum Flughafen antraten. Ich weiß nur noch, dass ich während des Fluges Susannes Flugangst mit Pseudowissen bekämpfte. In Stuttgart nahm ich einen anderen Zug, als unsere Gruppe, und somit würde ich behaupten, endete das Moskauabenteuer. Und für dich, lieber Leser, die Fülle der Worte.

Aber keine Sorge. Ich war in Stockholm. Und ob ich meine Ziele dort aller erfüllt habe (Elche sehen, Pippi treffen, Knäckebrot essen), das folgt, sobald ich die Muße dazu hab.
Bis demnächst.
Robert.

Montag, 15. Februar 2010

Freitag, 05.09.2008, Nachmittag

Ich nutzte diese Gelegenheit und spazierte das zweite Mal alleine durch diese impressive Stadt. Von der Galerie lief ich Richtung Moskva, an Cafés vorbei, ließ ein paar weitere Cafés rechts liegen und passierte mehr als eine massiv aufgetakelte Russin. Es ist ein Dilemma: Moskau bietet eine gewaltige Auswahl an schönen Frauen.. Bei 10 Mio. Einwohnern möchte man meinen, ist das nicht weiter ein Problem. Allerdings befinden sich ca. 90% der Frauen zwischen 18 und 30 in attraktiver Schale, erst ab 60 - 65 setzt ein Erweiterungsprozess in der Taille ein. Das Problem aber ist, dass sich vieel Frauen entweder durch kiloweise Make-Up ihr Gesicht verunstalten oder mit der schlabbrigen Hilfe von seltsamen, Pyjamaähnlichen pinken Kostümen ihre makellosen Körper in abstoßende Hüllen stopfen. Wie gesagt, es ist ein Dilemma. Und sieht man dann doch mal ein hübsches, natrüliches, unverunstaltetes Exemplar, dann hängt es mit der Zunge und/oder anderen Extremitäten an einem 1,65m großen und ebenso weiten Typen mit Armeefrisrur und weiß-blauem Trainingsanzug.

An der Moskva ließ ich meinen Blick schweifen. Rechts Moskau, vor mir Moskau und links ebenfalls Moskau. Allerdings ragte mir aus letztgenennter Himmelsrichtung Peter I entgegen. Von einem Schiff, so häßlich wie Moskau groß. Und Peter war auch nicht mit der Gabe der Schönheit gesegnet oder der Architekt hatte ihm einen üblen Streich spielen wollen.
Ich überquerte den Fluss und kam in eine kleine Grünanlage, in der die letzten verbliebenden Hippies Russlands sich im Gitarre spielen ind Bier trinken übten. Von dort aus marschierte ich Richtung Kreml, nicht ohne beiden zuvor die Europahymne mit geballter mentaler Stimmenkraft entgegenzuschleudern. Ich benutzte meine selbst erfundene Regel zum Straßeüberqueren, ließ mich freundlich aber bestimmt von zwei Bauarbeitern mit Schubkarren über den Haufen fahren und stand schließlich vor der Kremlmauer. Es war wirklich imposant. Und groß! Ich hatte Lust zu laufen, und so lief ich einfach weiter. Überquerte eine große Brücke, ging am Fuße der Mauer durch den Alexandergarten (sehr schön und überschaubar), in dem ich ein paar Pärchen beim Balz -und Paarungsverhalten zusah. Ich bog Richtung Leninbibliothek ab und landete auf dem Arbat. Moskaus bekanntester und häßlichster Einkaufsstraße. Ich war auf der Suche nach Postkarten. Am Abend vorher hatte ich mit Tobias die Hotelpostkartenpreise (und deren Motive) mit Erschrecken zur Kenntnis genommen und wollte nun auf der Einkaufsstraße zuschlagen. Aber außer Cafés und zig Ramschläden fand ich nichts, das ich hätte verschicken können oder wollen. Allerdings entdeckte ich eine Post und konnte wenigstens die Briefmarken erstehen. Und dann passierte das Unfassbare: Ich entdeckte mein Bier. Das Bier der Biere. Das Bier, mit dem ich quasi groß geworden bin. Das Bier, dessen Braugeruch ich vier Jahre lang während jeder Musikstunde durch die geöffneten Fenster in meine lüsternen Geruchszellen zog und dessen karamalzartiger, aber doch bierlich herber Geschmack nach jeder Musikstunde meine Geschmacksnerven kitzelte. Und dies Bier stand nun auf Augenhöhe vor mir. Ich ignorierte den Preis von knapp vier Euro und packte eine Flasche ein. Stellen Sie sich das vor! Vor vier Jahren hatte ich das letzte Mal dieses Bier genießen können, weil es eine kleine Brauerei ist und sich auf Brandenburg und Berlin beschränkt. Da muss ich nun mehrere tausend Kilometer fliegen, mich durch Menschenmassen quälen, und Tauben ihrer Dummheit bewundern, um wieder in den Genuss zu kommen. Ich fuhr schnurstracks ins Hotel, denn besser konnte der Tag nicht mehr werden.
Er wurde es auch nicht. Das erste Problem war, dass ich das Bier trank, nachdem ich schon einen Liter eines anderen Bieres im Blut hatte. Somit bleibt mir nicht mehr viel Erinnerung. Das zweite Problem war, dass mich an diesem Abend meine Freundin anrief, und mir von einem unschönen Fall in der näheren Verwandtschaft berichtete.

Sonntag, 17. Januar 2010

Wieder da! Weiter mit dem Moskauabenteuer,

Die Zeit des Wartens ist vorbei. Es geht endlich weiter. Deswegen ohne weiteres Vorgeplänkel ab ins Moskauer Getümmel ...

Freitag, 05.September 2008
Meine Morgenhymne konnte ich heute nicht singen. Ich hatte ein bißchen zu lange geschlafen. Für ein "Добрый день, Москва!" reichte es dennoch. Wir machten uns mit ca. 30minütiger Verspätung (nicht meinetwegen!) in Richtung Tredjakovskij-Galerie auf. Leider verpassten wir so die morgendliche Rush-Hour und ich musste mein Taschentauschspielchen auf später verschieben.
Die Galerie ist toll und herrlich gelegen. Galerien sind für mich ein durchaus schöner Ort. Zugegebenermaßen; mit 90% der Gemälde konnte ich nur wenig bis gar nichts anfangen. Aber in jeder Ausstellung finde ich in der Regel ein oder zwei Exponate, die ich mir gut in meinem eigenen Schlafzimmer vorstellen könnte. Ich war 2004 in einer Ausstellung in Venedig und entdeckte dort mein Lieblingsbild in einer kleinen, dunklen Seitenkammer.
Dieses hier, d.h. mein Lieblingsbild in der Tredjakovskij-Galerie, hieß "Winterlicher Weg" - welch ein Zufall! Ich stellte mich davor in Hab-Acht-Stellung auf und sprach das gleichlautende Gedicht Puskins laut vor. Die ersten beiden Strophen kann ich schon auswendig.
Erwähnenswert ist neben "Winterlicher Weg" und der Ikonensammlung auch das "Wach"personal. In jeder Galerie, die ich bisher besuchte war die Wachmannschaft männlich oder im schlimmsten Falle weiblich-vollemanzipiert. Mit Walkie-Talkie in der Hand laufen Sie gebieterischen Schrittes durch die Hallen und verhaften jeden, der nicht nach einem ernsthaft-interessierten Besucher aussieht. Das Wachpersonal in der Tredjakovskij-Galerie bestand zu 100% aus Frauen über 50. So sehr ich die sowjetisch erzogene weibliche Bevölkerung Russlands fürchte; ich glaube nicht, dass diese Damen ernsthaft Ärger machen könnten. Ich behaupte sogar, ich hätte ohne Zwischenfall "Winterlicher Weg" von der Wand nehmen können und mit dem Bild unter dem Arm geklemmt gemütlich den Rest der Galerie anschauen können. Die Empfangsdame hätte mir es wahrscheinlich noch in Geschenkpapier eingepackt. "Na, Jüngchen, haben Sie sich ein Bildchen rausgesucht? Schön, wollen Sie ein weißes oder rotes Schleifchen? Kommen Sie bald wieder!"
Nachdem ich mir die Galerie komplett angeschaut hatte, trieb ich mich ein wenig in der Nähe des Gebäudes herum. Ich hatte auf dem Weg von der Metro ein Café entdeckt, das ich mit meiner Anwesenheit beehren wollte.
Und jetzt muss ich mich mal aufregen. Ich war nie ein Freund des Anti-Raucher Gesetzes. Aus verschiedenen Gründen. In Moskau allerdings lernte ich das heimische, rauchfreie Deutschland lieben. Es stinkt einfach in jedem Café, jeder Kneipe und auf jedem freien Platz. Außerdem hasse ich mich für meine Rechenunfähigkeit (bezüglich des Umrechnens des Wechselkurses). Für einen Cappucino inklusiver furchtbarer (!!!) Bedienung zahlte ich 160 Rubel. Das sind 4,20 Euro! Und nicht, wie vorher errechnet, 2,20.
Ich verließ das Café schneller, als geplant und setzte mich nahe eines Springbrunnens auf eine Bank. Prompt war ich wieder von Zigarettenrauch umhüllt.

Andererseits wurde mir erneut deutlich, was für unglaublich dumme Vögel Tauben sind. Was wäre Ihr Privileg als Vogel? (Wenn Sie nicht Laufvogel oder Pinguin sind?)
Richtig, Sie könnten fliegen. Die rauchenden Schönheiten neben mir warfen hin und wieder McDonald's Pommes einer Taube zu. Sofort kamen 20 weitere hinzu geflattert und begannen an dem Stück zu reißen. Dabei machten sie die häßlichsten Glucksgeräusche. Je mehr kamen, umso kleiner wurde das Stück.
Mal ehrlich. Wenn ich ein Vogel wäre, würde ich mir das Stück nehmen und dann wegfliegen. Mal ganz zu schweigen davon, dass ich BurgerKing Pommes bevorzuge. Aber immer wenn eine Taube ein Stück Pommes im Schnabel hatte, ließ sie eine andere solange daran herumreißen, bis es weg war.
Und dann kamen die Spatzen, die ich seitdem in mein Herz geschlossen habe. Sie flogen wie Tiefflieger heran, schnappten sich etwas essbares, und flogen weg. Ganz einfach.

Aber was erzähle ich hier? Ich befinde mich in einer der größten Städte der Welt und lasse mich über Tauben und Spatzen aus, und habe noch keinen Mucks darüber verlauten lassen, wie diese Stadt aussieht, was sie beherbergt udn was es alles zu besichtigen gilt.
Das erste, was einem vermutlich auffällt, wenn man in Moskau ankommt ist neben der gewaltigen Größe die gewaltige Größe. Nicht nur die Ausmaße der Stadt selber, auch die Gebäude folgen einem immensen Stil. Angefangen bei unserem Hotel, über den Kazaner Bahnhof, bis hin zur Lomonosov Universität.
Bei der Tredjakovskij Galerie haben wir einen sehr schönen Teil der Stadt entdeckt. Das (große) Galeriegebäude, ein schöner Platz (gewaltigen Ausmaßes) davor mit Bänken und in der Nähe ein sehr nettes Café. In welchselbigen wir uns mit einem Menschenrechtler trafen, dessen Frisur Albert Einstein Konkurrenz gemacht hätte. Ich möchte den Namen des Mannes nicht erwähnen. Seine Arbeit hat leider keinen hohen Stellenwert in der russischen Gesellschaft. Geschweige denn bei der Regierung.
Das Gespräch war sehr interessant. Wir bekamen eine guten Einblick in den Nationalismus und extreme Tendenzen in Russland. Es war ein seltsames Gefühl. Wie, wenn man etwas verbotenes oder unerwünschtes unternimmt. 13 Leute in einem Hinterhofcafé. Als ob wir einen Packt schmiedeten. 13 wackere Gesellen im Kampf gegen Nationalismus und Volksverdummung. Und wenn es auch weniger dramatisch war, als beschrieben, sollte man doch angesichts der professionellen Ausführungen von Memorial und unserem Einsteinmenschenrechtler besorgt in die Zukunft schauen und sich überlegen, wie man seinen Teil dazu beitragen kann, gegen diese Art der Intoleranz vorzugehen.
Nach dem Gespräch ging jeder mehr oder weniger seiner Wege.

Und hier werde ich das nächste Mal ansetzen. Es ist viel zu lesen und noch viel mehr zu schreiben.
Bis zum nächsten Mal.