Sonntag, 28. März 2010

Schweden, Teil 3. Donnerstag. Der 11.02.2010.

Auf Umwegen zum Ziel und von Lachsen enttäuscht
(Donnerstag, 11.02.2010. Am Nachmittag in einem Café, den Tag bis hierher erzählend.)
Jetzt wollte ich eigentlich ins Astrid Lindgren Museum, aber gleichzeitig Kaffee und etwas Wärmendes zu Essen. Eintritt wäre 110 Kronen gewesen und ein Umweg in Gegenden, in denen es kein Café oder dergleichen gab. Schweren Herzens verschob ich also auch den Lindgren Museumsbesuch auf wärmere Tage und kehrte nach einer Weile bei einem Italiener ein, wo ich für einen fairen Preis alles erhielt, was ich wollte. Pizza und Kaffee. Über die Qualität will ich jedoch keine Worte verlieren. Der Tag war doch so schön bisher.
Auf jeden Fall stellte sich wieder die Frage nach dem wohin. Ich lief zunächst an eine Stelle am Hafen, wo ich schon am Morgen stand, und das Eis bewunderte. Jetzt, nur ein paar Stunden später war es zu dünnen Schollen zerbrochen. Und der Anblick weiterhin atemberaubend, weil die Sonne nicht sehr hoch stand und sich flach im Hafen spiegelte. Ich stand eine Weile an der Hafenreling, wohlwissend, dass trotz der winterlichen Temperaturen die Sonne gerade dabei war mein Gesicht zu verbrennen. Ich ging die Liste der Museen durch. Zur Auswahl blieben nach dem Ausschlussverfahren noch das historische und das mittelalterliche Museum. Und da das Geschichtsmuseum in einer Richtung lag, wo die Sonne nur gelegentlich den Weg durch die Häuserreihen finden würde, lief ich zum Mittaltermuseum. Nicht ohne auf dem Weg dorthin mehrmals den Fluss prüfend unter die Augen nehmend, in der Hoffnung, Lachse zu entdecken.

Ich fand keine, und auch das Museum schien verschwunden. Laut Karte befand ich mich genau auf ihm. Und nach langem überlegen kam ich zu dem messerscharfen Schluss, dass ich auch in der realen Welt
auf ihm stand. Ich fand ein paar Treppen, stieg hinab, prüfte noch einmal den Fluss – nichts – und sah mich dem Eingang des Museums gegenüber. Der Reiseführer versprach, dass die Stadtentwicklung Stockholms gezeigt werden würde.
Was soll ich sagen? Freier Eintritt, ein Museum in einem Kellergewölbe mit hervorragenden Exponaten und seht gut durchdacht. Ich fand's toll. Und dass es in diesem Museum ebenso kalt, wie in den vorher besuchten war irgendwie keine Überraschung mehr.

Das mittelalterliche Museum in Stockholm ist einem ans Herz zu legen und den freien Eintritt allemal wert.


Den Bierdurst mit Tee bekämpfen

(Donnerstag, 11.02.2010. Im Hostel. Die Zeit nach dem Kaffee im Café bis zum frühen Abend)

Als ich ins Freie trat stand ich eine Weile am Fluss herum, und hinter mir versank allmählich die Sonne. Ich fand, dass es Zeit für Kaffee war und ging in ein Café, in welchem ich schrieb und wartete, bis es schloss. (17 Uhr). Danach ging ich mehr oder weniger planlos die Hauptstraße auf und ab, immer wieder in Schaufenster spähend und ein ums andere Mal vor einer Bar stehen bleibend. Bei mir stellte sich die Lust auf ein gemütliches Kneipenbier ein. Samt einer anfangs handfesten und später immer loseren Diskussion, bei einem gemütlichen Kneipenbier. Aber alas, die Vernunft siegte. Ich trank stattdessen einen Tee und schrieb weiter. Dabei kam mir ein vorzüglicher Gedanke: Ich würde einfach Bier kaufen, und den Abend dann mit Pawel und Ewelina zusammen verbringen. Gesagt, getan. Dazu Schinken, Käse und Brot und der Abend war gerettet.
Leider kamen mir beide auf meinem Heimweg entgegen. Beladen mit ihrem Gepäck. Richtig! Sie hatten mir doch erzählt, dass sie heute gehen würden. Wir verabschiedeten uns voneinander und jeder ging seiner Wege.

Billigflieger, Dosenbier und ein Trinkspielkompromiss
(Donnerstag, den 11.02.2010 Revue passieren lassend. Am Freitag, den 12.02.2010.)
In meinem Hostelzimmer weckte ich zunächst einen Spanier, der nun einer von fünf neuen Mitbewohnern war. Dann packte ich das Bier in den Kühlschrank – alleine trinken? - und setzte mich an den Küchentisch. An selbigem fand sich kurze Zeit später ein Australier, Pete, ein. Wir unterhielten uns ein wenig uns alsbald waren wir zu dritt, da John, seines Zeichens Engländer, uns Gesellschaft leistete.
Ich verteilte mein Bier unter den neuen Tischgefährten und der Abend nahm seinen Lauf. John und Pete tauschten sich über ihre Reiseabenteuer aus, wobei sie sich nach Möglichkeiten in der Skurrilität ihrer Erfahrungen zu übertreffen versuchten. Erstaunt stellte ich fest, dass beide schon mindestens je ein Land auf jedem Kontinenten dieser und aller anderer Erden im Universum besucht hatten.
Ich schaltete eine Gehirnhälfte in das Gespräch mit ein und die andere aus. Nachdem ich so eine Weile im Halbbewusstsein vor mich hingetrunken hatte, bemerkte ich, dass sich der Anteil Nicht-Spanier : Spanier im Raum mittlerweile stark Richtung Madrid verschoben hatte. Auf einen Nicht-Spanier kamen drei Echte. John flüchtete, indem er für uns die nächste Runde Bier im Laden gegenüber besorgte. Pete und ich konzentrierten uns währenddessen darauf, uns gut an den Bierdosen festzuhalten.
Immer ein Spanier verschwand, und wenn er wieder auftauchte hatte er eine Flasche Rum mit dabei. Dann saßen sie zu zwölft am Tisch und spielten ein Kartenspiel, bei dem es darum ging zu trinken. Das habe ich noch nie ganz verstanden: Wozu benötigt man ein Spiel, um zu trinken? Ich meine, wenn ein Becher Cola-Rum vor mir steht, dann wird er irgendwann zwangsweise leer sein. Dazu muss ich nicht Karten umdrehen, Würfel schmeißen oder Bierbecher mit Tischtennisbällen bewerfen.
Zugegebenermaßen, es kann wirklich Spaß machen. Aber ich hätte da einen Kompromiss; quasi einen Vorschlag zur Güte:
Anstatt, dass der Verlierer trinken muss (worauf jedes Trinkspiel hinaus läuft), darf jeder trinken, was immer er mag, und vor allem wenn und wann er es mag. Als Verlierer aber muss man eine Anekdote erzählen, ein geschichtliches Ereignis schildern oder ein Bild von einem Elch zeigen. Da wäre ich sofort dabei!
Aber wo war ich? Richtig. Ich hielt mich mit aller Macht an meiner (leeren) Bierdose fest und startete meine ausgeschaltete Gehirnhälfte neu. Irgendwann kam John zurück, das Bier wurde leer, Pete holte neues, die Spanier wurden lauter, die Spanierinnen betrunkener und dann kamen noch drei neue Gäste. Zwei davon gesellten sich zu uns, an die Tischhälfte, die mit leeren Bierdosen geziert war, und stellten kurzerhand neue, volle Dosen dazu. Mike aus Kanada und Patricja aus Polen. Beide auf Erasmus in Finnland und nun im Urlaub in Schweden. Willkommen im Zeitalter der Billigflieger. Die Frage, ob sie Urlaub in Schweden machten, um in wärmere Gefilde zu kommen, verkniff ich mir.
Vom Abend war mir noch ein Dialog gut in Erinnerung:
John: „So, Mike, where are you from?“
Mike: „Canada.“
John: „Right. And what city?“
Mike: „Toronto.“
John: „Ah. Yeah, I've been there.“
Mike: „Aha.“
John: „A pretty shitty city.“

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