Montag, 15. Februar 2010

Freitag, 05.09.2008, Nachmittag

Ich nutzte diese Gelegenheit und spazierte das zweite Mal alleine durch diese impressive Stadt. Von der Galerie lief ich Richtung Moskva, an Cafés vorbei, ließ ein paar weitere Cafés rechts liegen und passierte mehr als eine massiv aufgetakelte Russin. Es ist ein Dilemma: Moskau bietet eine gewaltige Auswahl an schönen Frauen.. Bei 10 Mio. Einwohnern möchte man meinen, ist das nicht weiter ein Problem. Allerdings befinden sich ca. 90% der Frauen zwischen 18 und 30 in attraktiver Schale, erst ab 60 - 65 setzt ein Erweiterungsprozess in der Taille ein. Das Problem aber ist, dass sich vieel Frauen entweder durch kiloweise Make-Up ihr Gesicht verunstalten oder mit der schlabbrigen Hilfe von seltsamen, Pyjamaähnlichen pinken Kostümen ihre makellosen Körper in abstoßende Hüllen stopfen. Wie gesagt, es ist ein Dilemma. Und sieht man dann doch mal ein hübsches, natrüliches, unverunstaltetes Exemplar, dann hängt es mit der Zunge und/oder anderen Extremitäten an einem 1,65m großen und ebenso weiten Typen mit Armeefrisrur und weiß-blauem Trainingsanzug.

An der Moskva ließ ich meinen Blick schweifen. Rechts Moskau, vor mir Moskau und links ebenfalls Moskau. Allerdings ragte mir aus letztgenennter Himmelsrichtung Peter I entgegen. Von einem Schiff, so häßlich wie Moskau groß. Und Peter war auch nicht mit der Gabe der Schönheit gesegnet oder der Architekt hatte ihm einen üblen Streich spielen wollen.
Ich überquerte den Fluss und kam in eine kleine Grünanlage, in der die letzten verbliebenden Hippies Russlands sich im Gitarre spielen ind Bier trinken übten. Von dort aus marschierte ich Richtung Kreml, nicht ohne beiden zuvor die Europahymne mit geballter mentaler Stimmenkraft entgegenzuschleudern. Ich benutzte meine selbst erfundene Regel zum Straßeüberqueren, ließ mich freundlich aber bestimmt von zwei Bauarbeitern mit Schubkarren über den Haufen fahren und stand schließlich vor der Kremlmauer. Es war wirklich imposant. Und groß! Ich hatte Lust zu laufen, und so lief ich einfach weiter. Überquerte eine große Brücke, ging am Fuße der Mauer durch den Alexandergarten (sehr schön und überschaubar), in dem ich ein paar Pärchen beim Balz -und Paarungsverhalten zusah. Ich bog Richtung Leninbibliothek ab und landete auf dem Arbat. Moskaus bekanntester und häßlichster Einkaufsstraße. Ich war auf der Suche nach Postkarten. Am Abend vorher hatte ich mit Tobias die Hotelpostkartenpreise (und deren Motive) mit Erschrecken zur Kenntnis genommen und wollte nun auf der Einkaufsstraße zuschlagen. Aber außer Cafés und zig Ramschläden fand ich nichts, das ich hätte verschicken können oder wollen. Allerdings entdeckte ich eine Post und konnte wenigstens die Briefmarken erstehen. Und dann passierte das Unfassbare: Ich entdeckte mein Bier. Das Bier der Biere. Das Bier, mit dem ich quasi groß geworden bin. Das Bier, dessen Braugeruch ich vier Jahre lang während jeder Musikstunde durch die geöffneten Fenster in meine lüsternen Geruchszellen zog und dessen karamalzartiger, aber doch bierlich herber Geschmack nach jeder Musikstunde meine Geschmacksnerven kitzelte. Und dies Bier stand nun auf Augenhöhe vor mir. Ich ignorierte den Preis von knapp vier Euro und packte eine Flasche ein. Stellen Sie sich das vor! Vor vier Jahren hatte ich das letzte Mal dieses Bier genießen können, weil es eine kleine Brauerei ist und sich auf Brandenburg und Berlin beschränkt. Da muss ich nun mehrere tausend Kilometer fliegen, mich durch Menschenmassen quälen, und Tauben ihrer Dummheit bewundern, um wieder in den Genuss zu kommen. Ich fuhr schnurstracks ins Hotel, denn besser konnte der Tag nicht mehr werden.
Er wurde es auch nicht. Das erste Problem war, dass ich das Bier trank, nachdem ich schon einen Liter eines anderen Bieres im Blut hatte. Somit bleibt mir nicht mehr viel Erinnerung. Das zweite Problem war, dass mich an diesem Abend meine Freundin anrief, und mir von einem unschönen Fall in der näheren Verwandtschaft berichtete.

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