Dienstag, 7. Dezember 2010

Weiter geht's in Stockholm ...

... auch wenn es nun fast 10 Monate her ist. ... Aber das Wetter vor der Türe lässt meine Gedanken nun mal eben Richtung "kalt" schweifen. Und so geht es weiter ...

Ankunft in der Stadt und in der Realität
Um die späte Mittagszeit erreichte ich das Westtor der Stadt, die für Sänger wie mich ein gelobter Ort sein sollte. Ich würde einen Musikmeister finden müssen, da meine Laute einen Sprung hat. Außerdem würde ich ein paar neue Filzschuhe brauchen und vielleicht gäbe es am Hafen ein offenes Heringsfass. Vor allem aber müsste ich mein Täschchen mit Goldstücken oder wenigstens ein paar Silbermünzen füllen. Nun denn: "Prosit bei Tag und Nacht..!"
Die Realität ließ mich in einem Café erschöpft niederfallen und ich schrieb ein paar Postkarten. Hernach ließ ich mich von einer linkischen Souvenirverkäuferin übers Ohr hauen und landete zu guter Letzt in eben jenem Café, in welchem ich gestern Tee Bier vorzog.
Ich aß einen Muffin, der so groß wie ein Hase war und dementsprechend teuer und verbrachte zwei Stunden damit, mir das auszudenken, was ihr hier lest. Außerdem überlegte ich mir wie es weiter gehen sollte. Was würde ich heute essen? Würde es neue Leute im Hostel geben? Und was um alles in der Welt muss man tun, damit bei einem Schweden die Sicherung durchbrennt?
Ich trat auf die Straße und die Kälte fuhr mir in alle Glieder. Ich warf einen Blick Richtung Hafen, beschloss aber, dass es besser weil wärmer wäre etwas zum Essen zu kaufen und dann ins Hostel zurück zu kehren, statt sich am Hafen umzusehen. Bei Hering in Senfsoße aus dem Glas und Kaffee sitze ich nun hier und werde die Welt Welt sein lassen.

Es folgen interessante Aufzeichnungen: - türkisches Pärchen. - Schweden bei Olympia -> Emotionen!!!. - Nord, weil ich muss!!!. - Kaffee im Café verschüttet. - nie mit Franzosen reden!. - Pinkeln!

Wie gesagt, sehr interessant. Folgendes hat es damit auf sich: Als ich an besagtem Abend gemütlich bei Hering und Kaffee saß, füllte sich der Raum mit Spaniern und Alkohol. Wir spielten Trinkspiele und tranken auch ohne und ich machte mir meine Notizen. Ganz hervorragend finde ich: "nie mit Franzosen reden" und "Pinkeln!".
Ersteres bezieht sich darauf, dass Franzosen, sofern sie Englisch sprechen, nicht auf den Punkt ihrer Aussage kommen können. Allein deswegen, weil ihnen die Worte fehlen.
Zu welchem Zweck ich aber "Pinkeln!" aufschrieb ... nun ja. Vielleicht wollte ich nicht vergessen das Klo zu benutzen.

Kehren wir dem Abend den Rücken, und uns dem Morgen zu:

Samstag, 13.02.2010.

Halten wir einen Moment inne. Überlegen wir, wieviele bekannte und berühmte Schweden wir kennen. Vielleicht König Adolf, der einmal in Schwäbisch Hall weilte? Naja, wohl eher nicht, und schon gar nicht persönlich. Vielleicht erkennen wir das Königspaar, wenn wir es sehen. Aber die Königin ist Deutsche... . Es gab doch diesen Forscher, der zum Nordpol wollte. Oder war das eher ein Norweger? Ich glaube schon ... .
Nun ja, ab heute hätte ich da noch den Boxweltmeister Ingemar Johansson parat, der meiner Meinung nach allein seines Vornamens wegen einen Weltmeistertitel verdient hätte.

Sonntag, 14.02.2010. Abflugtag

Ein Einblick in mein Schaffen

Gestern schrieb ich diesen letzten Absatz. Ich habe leider ehrlich gesagt keine Ahnung, worauf ich hinaus wollte. Das passiert mir unglücklicherweise des Öfteren. "Der Gedanke ist gut, aber der benötigt noch eine Rahmenhandlung" denke ich, schreibe eine Geschichte um den Gedanken herum, und habe ihn postwendend vergessen. Ärgerlich.
Der beschriebene Gedanke nach bekannten schwedischen Persönlichkeiten kam mir am Samstag im Stadtmuseum. Aber, wie gesagt, ich weiß nicht mehr, worauf ich hinaus wollte.
Normalerweise habe ich jeden Tag zwei bis drei Stunden notiert, was ich erlebt habe, da ich schnell dazu tendiere, Dinge zu vergessen. Glücklicherweise finde ich in meinem Notizbuch Aufzeichnungen, wie die oben genannten. Ich muss sie wohl gestern Abend gemacht haben, als ich testete, wieviel 2,8%iges Bier ich trinken kann, bis sich ein Völlegefühl oder Anzeichen von Trunkenheit einstellen (ca. 8 Dosen). Aus diesen Aufzeichnungen werde ich mehr oder minder schlau. Meistenteils weiß ich noch, was sie zu bedeuten haben. Ein paar jedoch bleiben im Dunkeln, zum Beispiel: "Essen." "Pinkeln!". "Aus Sekt-Laune Inseln. Oder einfach nur: "Am Hafen".
Viel Raum für Spekulationen.
Aber um zum gestrigen Abend zu kommen müssen wir zwei Tage zurück, sprich zum Freitagabend, an dem ich die "Welt einfach nur Welt" sein lassen wollte.

Ein Plädoyer für Trinkspiele

Nachtrag vom Freitagabend

Des Spaniers Tagesablauf
Was habe ich mich über Trinkspiele moquiert! Wie habe ich mich schlecht über Spanier geäußert! Und nun? Nun saß ich da von 15 Spaniern umgeben an einem Tisch, vor mir ein Becher Cola-Rum und wir spielten Trinkspiele. Ganz hervorragende Trinkspiele. Da nenn mich einer Prinzipienreiter.
Die Spanier tauchten nach und nach aus ihren Kojen auf. Ihren Tagesrythmus hatte ich nach aufmerksamer Spionagearbeit aufgeschlüsselt: Sie fielen gegen 10 Uhr aus dem Bett, verließen das Hostel für ca. vier Stunden, in denen sie Essbares suchten, kamen dann zurück um bis 18 oder 19 Uhr zu schlafen. Dann aßen sie zu Abend. Wahlweise reichhaltige McDonald's Menüs oder reichhaltige McDonald's Menüs. Nach dem Essen begannen sie Trinkspiele zu spielen und verließen dann gegen ein Uhr den Ort des Geschehens, um die Clubs der Stadt aufzusuchen. Um fünf Uhr kehrten sie zurück und das Ganze begann von Vorn. Langer Rede kurzer Sinn: Ich spielte bis ca. ein Uhr mit und überließ sie dann ihren Partyvorbereitungen. Zum Abschied sagten sie mir, dass ich über sie schreiben solle, was ich hiermit als erledigt betrachte.

Von gutherzigen Polen und einem gefährlichen Berliner
Erwähnenswert vom Abend sind noch zwei Dinge: Zunächst drei polnische Hostelgäste, die immer wieder zu mir herüber schielten und mir mitleidige Blicke zuwarfen, wenn ich wieder eine Runde verlor. Die drei habe ich in der Zeit bis zum Abflug genauer kennen gelernt. Um genau zu sein sitzen sie gerade vor mir am Gate und warten auf ihren Flug nach Danzig.
Zum anderen wäre da noch Daniel aus Berlin. Er kam am Freitanachmittag an und setzte sich gegen 19 Uhr zu uns an den Tisch. Er hatte eine kleine Flasche Bacardi dabei sowie Cola und begann mit einer eisernen Selbstverständlichkeit darauf zu achten, dass sein Glas niemals leer war. Dass er Deutscher war habe ich erst später herausgefunden und zwar nachdem er beide Flaschen geleert hatte. Er hat sich drei Stunden nicht vom Fleck gerührt und saß in der immer gleichen Pose am Tisch: Rücken gerade, Augen nach vorne, beide Arme auf dem Tisch - parallel zueinander - und die rechte Hand um den Becher geschlossen. Das Urbild der Selbstverständlichkeit des Seins.
Daniel kam aus Berlin um an einer über Facebook organisierten Party teilzunehmen. Bis Samstag sollten noch 200 Berliner eintreffen, um einen Tag später wieder nach Hause zu fliegen. Es war so seltsam, wie es klingt, aber dazu später mehr.
Daniel brachte es fertig Sätze hervor zu bringen, wie: "Auf Mallorca hab ich Party gemacht. Da waren zwei Mädels vom Bodensee, die einen furchtbaren Dialekt gelabert haben. Da musste ich schnell die Zunge reinstecken, um mir das nicht mehr länger anzuhören."
Ich stufte Daniel auf der Gefährlichkeitsliste auf Höhe des Thailänders mit dem Restaurantschild ein. Und daran tat ich gut, wie ich später feststellen musste.
Wie dem auch sei. Alssen wir den Freitag ruhen und wenden uns dem Samstag zu. Dem Tag, an dem ich Stockholm von Nord nach Süd durchquert habe.

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