Mittwoch, 10. Dezember 2008

Neues aus dem Land der Unfassbarkeiten

Beinahe hätte ich "Neues vom Räuber Hotzenplotz" geschrieben, weil die Titel sehr ähnlich klingen. Aber nein, natürlich muss es "Neues aus dem Land der Unfassbarkeiten" heißen. Wobei ich das gleich wieder relativieren muss. "Neu" ist das hier Geschriebene höchstens für jene von Euch, die die nun folgenden Erfahrungen noch nicht gemacht haben. Und "Land" ist auch ein wenig überzogen. Aus diesem "Land" kenne ich ja nur Breslau und Oppeln - ich meine Wroclaw und Opole - weswegen es vielleicht besser "Neues aus den beiden polnischen Städten der Unfassbarkeit" heißen müsste. Aber das klingt als Titel einfach scheiße. Und ein bißchen Lust machen muss ich auch. Außerdem sind die "Unfassbarkeiten" ganz reelle "Unfassbarkeiten".

Die erste Unfassbarkeit erwartete mich heute morgen, als ich mein Frühstücksbrot toasten wollte:


Für den, der das nicht sehr gut erkennen kann: Das ist mein Brot. Und auf dem Brot ist das Preisschild aufgedruckt. Moment: Das Preisschild wurde auf das Brot a u f g e d r u c k t. Das heißt, dass ich beim Kauf des Brotes dummerweise nicht geguckt habe, ob vielleicht der Sticker auf dem Brot ist oder nicht. Natürlich mache ich das immer (es liegt schließlich sehr nahe das Preisschild direkt auf das Brot zu kleben ... ) nur dieses Mal habe ich es leider vergessen. Da bekommt doch der Spruch "direkt vom Herrsteller" eine ganz neue Bedeutung. "Mit Liebe gemacht". Also ich finde das unfassbar.
Bleiben wir beim Essen. Das ist hier zwar eigentlich fast immer lecker, aber eben nur eigentlich. Verzweifelt suche ich Käse, der sich farblich und geschmacklich von einem Stück Papier unterscheidet. Oder ein anderes Beispiel:
Meine (äußerst liebenswürdige) Nachbarin Susan hat in der ersten oder zweiten Woche hier Fleisch gekauft. Gut, ich meine, man ist ja auch manchmal dumm. Sie hat es aus dem Supermarkt nach Hause gebracht und gleich zubereitet, und lag danach eine und eine halbe Woche mit eine Virenvergiftung zu Hause in Deutschland im Bett und wurde mit Antibiotika zugepumpt. "Moment", könnte manch einer jetzt sagen, "Gammelfleisch kenne ich vom Dönermann nebenan, das ist eigentlich immer ganz lecker!" Nun ja, da hätte ich dann noch ein Beispiel mit Eiern anzubieten. Als nämlich eine französische Freundin von uns sich eines Morgens vergnügt ein paar Eier zubereiten wollte, da schauten sie aus dem Ei, als sie es öffnete, ganz unvermittelt ein paar niedliche kleine Würmchen an. Ich wette, dass die Würmer genauso verdutzt geguckt haben wie das arme Mädel.
Was in Deutschland einen mittelgroßen Skandal und den Rücktritt ca. 50% aller Politiker auf Landesebene ausgelöst hätte, hat hier kaum das Wohnheim verlassen. Und das finde ich auch irgendwie unfassbar.
EIn Beispiel noch aus dem Alltag:
Die Fußgängerampel, die einen sicher über eine dreispurige Straßen, zwei Straßenbahnlinien und dananch noch einmal über zwei Straßenspuren führen soll, ist immer 14 Sekunden grün. Ich habe es gemessen. 14 Sekunden! Das reicht in der Regel, für mich als jungen (gutaussehenden, sportlichen, adretten, gutgekleideten) Mann um mich mit einem gewagten Hechtsprung auf die Insel zwischen den beiden Straßenbahnschienen zu retten. Was machen weniger sportliche Leute? Und was leider wirklich stimmt: Während die Fußgängerampel noch grün ist, wird die rechtsabbieger Spur für Autos ebenfalls grün. Ich werde deswegen JEDEN VERFLUCHTEN TAG MINDESTENS EINMAL ANGHUPT.
Wie unfassbar ich das finde, muss ich nicht mehr sagen.

So, nun wieder genug gemeckert. Ich muss diese germanische Seite noch irgendwie abschalten oder verdrängen oder so. Noch eine kleine Anekdote zum Ende. Neulich saßen wir zu viert durch einen seltenen Zufall im Zimmer von William und Pavel. Irgendwie kam es im Laufe des (zugegebenermaßen sehr niveaulosen) Gesprächs zu einer kleinen Englischlektion für Silvain. Wir wollten ihm die grundlegensten Fundamente des Englischen näher bringen, sprich die Phonetik. Sozusagen, wie man was auszusprechen hat. Hier der Dialog. Zum Einstieg: Silvain erzählte von irgendeiner Schifftour, und wir haben zunächst das Wort "Ship" - Schiff - nicht richtig verstanden (Silvain: "sheep"), worauf es zum Englischunterricht kam:

Silvain: "... So we were on that sheep."
Pavel: "Sheep? Oh you meant 'ship'!"
Silvain: "Yes, cheap."
Pavel: "No. Cheap means 'bonne marché'."
Silvain: "Sheep."
Pavel: "No, sheep is the animal."
Silvain: "Sheep".
Pavel: "No. Ship is s h i p like shit. Shit - ship."
Silvain: "Oh, sheet and sheep."
Pavel: "No. 'Sheet' is something different. Sheep, cheap and ship!."
Silvain: "Sheep, sheep and sheep!"
Pavel: "NO!"
Silvain: "Ah, it's all the same for me."
William: "How about live, life and leave?!"
Silvain: "Leave, leave and leave."
William: "Ok, never mind."

Aber wer bin ich eigentlich, dass ich mich über die Aussprache anderer Leute lustig mache? Ich meine, mein Polnisch ist auch jenseits von Gut und Böse. Ich studiere jetzt 2 Jahre Slavistik, und habe immer noch nicht dieses sexy Zungenspitzen - r drauf. Weswegen dann jedesmal, wenn ich ein schönes "kurrrrrrrrrwa" verlauten lassen will, es wohl klingen muss, als würde ein nicht-deutschsprechender so etwas wie "Scheize" sagen. Wenn ihr versteht.
Und dieses Polnisch ist einfach zu krass. Ich habe da eine sehr gute Theorie: Die Polen waren SO DERMAßEN sauer auf alle angrenzenden und nicht angrenzenden Staaten (ihrer Geschichte wegen), dass sie sich zur Strafe eine höllisch schwere Sprache ausgedacht haben. Die kein Normalsterblicher einigermaßen vernünftig aussprechen kann oder gar verstehen wird. Das ist quasi die kleine Rache.
Und das ist ja wohl dann auch irgendwie ... äh ... unfassbar.

Samstag, 22. November 2008

Warum es sich manchmal lohnt, früh aufzustehen

Wird diesmal länger, bereit?
Geht los:

Ich wurde heute (Samstag, 22.11.) meines lecker entsonnenen Frühstücks beraubt. Ich hatte mir gestern vor dem Schlafen gehen Rührei mit Tomaten und Speck, dazu Kaffee, Brot und Joghurt als Start in den Tag ausgedacht. Klingt doch toll, oder? Eben. Aber essen durfte ich es nicht.
Der Grund allerdings, warum ich mir es nicht einverleiben konnte, ist ein ganz ein schöner.
Ich bin heute um 5:55 Uhr in der Frühe aufgestanden, um meine Wäsche zu waschen. (Nein, das ist nicht der Grund – abwarten.) Drei Waschmaschinen voll. Naja, und als ich gerade dabei war meine ehemals dreckigen Kleider aufzuhängen, hat mich Pawel entdeckt und gefragt, ob ich mitkommen wollte. Oder besser: Ich habe ihn total erstaunt gefragt, warum er denn schon wach sei. Und da hat er erzählt, dass ein paar Freunde und eher in Kürze nach Opole (deutsch: Oppeln) fahren würden. Ich hatte noch zehn Minuten: Also schnell geduscht, einen Rucksack eingepackt und eine Banane in die Tasche gesteckt und ade du schönes Frühstück.
Aber nicht weiter tragisch, denn, was soll ich sagen? Opole möchte ich ein wenig mit Heidelberg vergleichen – von der Größe und der diesen Städten eigenen Friedsamkeit her. Ein wirklich beschauliches Örtchen, zumal zu Beginn unserer Reise ein schöner, langsamer und herrlich weißer Schnee einsetzte, der den ganzen Tag bis jetzt anhielt. Wir waren vier an der Zahl. Pawel, zwei deutsche Mädchen (eine davon ist Sprachwissenschaftlerin! Und sie denkt über Bastian Sick das Gleiche, wie ich! Und sie kennt Bodo Wartke! Und Reinhard Mey!) und natürlich ich, als vierter im Bunde.
Ich bin Nummernschildfetischist, ich gebe es zu. Auf mich übt ein eigentlich eher belanglos wirkendes Nummernschild eines Autos eine faszinierende Heiterkeit aus, wenn es lustige Buchstaben verbindet. Beispielsweise: LOS (Landkreis Oder-Spree) – DU 123. Oder ähnliches. Allein deswegen war mir Opole schon sehr sympathisch. Hier heißt das Nummernschild: OP oder OPO. Beides regt zu nicht enden wollendem Brainstorming ein. ZB.: OP – AMA (OP – am Arsch). Oder OP – QRS. Toll!
Der Bahnhof in Opole (Versucht mal aus „Opole“ ein Adjektiv zu machen; aus „Oppeln“ viel einfacher: das oppelner Land – gibt’s echt) ist sehr niedlich. Ein aus dem Jahre 1900 stammender schlossartiger Bau der Neorenaissance (Ha, wer hat gedacht ich habe das selbst erkannt? ... Keiner? Ok, stimmt, ist aus dem Reiseführer… .) in tollem Rot gehalten und weit weniger prunkvoll als dieses Riesen wilhelminische Ding in Wroclaw.
Wir sind durch die Fußgängerzone getengelt, und haben ein Denkmal gesehen, dass den Kämpfern von 1920 gewidmet war, die, als Opole und Umgebung per Volksentscheid zum Deutschen Reich gehören wollten dagegen vorgegangen sind und das Polentum etablieren wollten. Behaltet bitte diese Herrschaften kurz im Hinterkopf, sie finden gleich noch einmal Erwähnung.
Vom Denkmal aus ging es zu einer beschaulichen und sehr hellen Kirche. Ich bin ab heute der Meinung, dass man Weihrauch als Kraut zum Kochen einsetzen sollte. In der hellen und wohl duftenden sowie warmen Kirche liegen außerdem die letzten Piasten begraben – eines der großen polnischen Adelsgeschlechter, neben den Jagiellonen. Außerdem heißt heute ein sehr widerliches Bier „Piast“. (Was nicht weiter auffällt, denn die meisten polnischen Biere würden in Deutschland als „unbekömmlich“ eingestuft werden; natürlich mit Ausnahmen). Zurück nach Opole. Als wir die Kirche verließen, war sowohl die Sonne, als auch ein eben noch vor dem Kirchturm stehender Zaun verschwunden. Dafür schneite es wieder heftiger und die Kirche bot ein besseres Motiv. Jetzt rufen wir uns bitte die „Helden des Kampfes für das Polentum“ ins Gedächtnis zurück, denn ich bin der Meinung, dass diese Leute weder ein Denkmal, noch irgendeiner anderen positiven Erinnerung verdienen. Nicht weil sie gegen ein 90%iges Votum ihrer Mitbürger vorgingen, sondern weil sie es geschafft haben, einen Teil der Stadt total zu verhunzen. Es steht nahe dem Zentrum ein Turm, der im Mittelalter Bestandteil einer Wehranlage war. Eine sehr interessante und auch sehr schöne Ruine, allerdings haben die 1920er Hitzköpfe rundherum Amtsgebäude gebaut, die so hässlich sind, dass ich sie nicht fotografieren konnte. Und deshalb bin ich der Meinung, dass das (ebenfalls potthässliche Denkmal) absolut fehl am Platze ist. Basta.
Unsere Besichtigungstour führte uns in ein beschauliches Museum, in dem ich meinen hoffnungslosen Charakter des Romantikers dingfest gemacht habe. Es war ein altes Wohnhaus, und eingerichtet wie … ein altes Wohnhaus. Eigentlich nichts weiter aufregendes, aber diese Küchen und Wohnzimmer, die detailverliebte Darstellung des Lebens in diesen Räumen und dazu der Schnee, der sich draußen leise auf die Fenster setzte waren einfach zuviel für mich. Wie gerne hätte ich in Urgroßvaters altem Sessel gesessen, Pfeife schmauchend die neueste Ausgabe von Goethes Gedichten gelesen, während mir meine Frau eine frisch gemahlene und gebrühte Tasse Kaffee in dem herrlichen Kaffeeservice auf mein hölzernes Tischchen stellt, und die Kinder mit dem Baukasten das Bahnhofsgebäude nachbauen. Ich war total hin und weg, und hätte beinahe ein paar Tassen und ein total kitschig-scheußliches Gemälde mitgenommen.
Die Ausstellungsgegenstände waren zum größten Teil deutsche Ware. Man las „Kaffeebecher“, „Waren aus deutscher Eisenherstellung“, deutsche Bücher standen in den Regalen usw. Alles Zeugnis dafür, dass Opole schon immer auch eine große deutsche (deutschstämmige) Bevölkerung hatte, und immer noch hat. Sogar im Sejm (dem polnischen Parlament) hat die deutsche Minderheit Vertreter und Ortsschilder in der Region sind zweisprachig.
Von diesem niedlichen Museum ging es zu einem weitaus massiveren und modernern, was aber meiner Meinung nach nicht weiter erwähnenswert ist. Seltsamer Weise fanden wir im Keller eine Ausstellung zur Elektronik an. Dort sah man die Entwicklung der heutigen X-Box und/oder PlaySation. Ein Exponat steht bei uns in der WG – das gute alte N64.
Nach diesem Kulturschock musste erst einmal gespeist werden, und zwar polnisch. Die im Reiseführer aufgelisteten Lokale waren bis auf eines selbstredend alle geschlossen und standen zum Verkauf. Jedoch war das geöffnete keine Enttäuschung. Zwar aßen wir nicht polnisch sondern preiswertes Wiener Schnitzel, aber dafür war jedes so groß wie mein Kopf. Und lecker und absolut sättigend.
Den Abschluss bildete ein Besuch in der zweiten wichtigen (aber leider nicht so hellen) Kirche der Stadt und außerdem beehrten wir noch ein Café mit unserer Anwesenheit. Dort gab es Kaffee aus 40 verschiedenen Ländern. Mit verdammt viel Koffein.
Am Bahnhof mussten wir noch 40 Minuten wegen Verspätung warten (Ein Schnellzug, an dem unglücklicherweise auch Waggons der Deutschen Bahn hingen – Ich frag erst gar nicht, wer oder was an der Verspätung Schuld war) und schlussendlich nahmen wir dann doch einen polnischen, nicht verspäteten Zug. Der fuhr zwar bedeutend langsamer, aber wenn man sechs Stunden Zugfahrt (Wrocal-Berlin) gewohnt ist, kommen einem 90 Minuten wie ein Fast-Food-Restaurant-Einfall vor. Und außerdem konnte ich mich hübsch per Reiseführer auf den jetzigen Blog vorbereiten.

Ich mache jetzt einen Sprung nach hinten in der Chronologie. (Was mich an Geschichtsbüchern oft stört – kann man nicht Vermerke machen wie: „…später noch von Bedeutung…“ oder „…hatte großen Einfluss auf ein späteres Ereignis ..“?) Aber gut, ich schreibe nicht Geschichte, sondern eine Geschichte.
Von Samstag (15. Nov.) bis Dienstag (18. Nov.) hat mich Fabian besucht. Viel zu kurz, wie ich find, aber ich habe mich total gefreut, dass er gekommen ist, und ein paar Neuigkeiten von zu Hause mitbringen konnte. Wir haben die Zeit hier mit Stadt angucken und Cafés testen verbracht und an einem Abend unmerklich ein bißchen zuviel getrunken, was sich am nächsten Morgen an mehreren leeren Bierdosen und einer fast zur Gänze geleerten Flasche Wodka erkennen ließ. Dafür wurden wir zum Teil aber auch mit einem kleinen Kater bestraft. Die kleinen Sünden … . Aber das war nur an einem Abend. (Klar, den Rest der Zeit mussten wir uns ja davon erholen.)
Diese Woche war für mich sehr ereignisreich. Ich hatte wieder einmal die Möglichkeit alle meiner gewählten Kurse zu besuchen, und war gespannt, ob sich dieses Vorhaben realisieren ließe. Ich nehm’s vorweg: Nein. Zwei der Fünf Kurse fielen ohne Ankündigung aus. Wozu haben sich die Dozenten unsere Emailadressen geben lassen? Zum Spionieren? Ich glaube fast ja, denn diese krankhafte Sucht nach Überwachung, die mir schon in Moskau tierisch auf den Nerv gegangen ist, ist hier ebenfalls noch weit verbreitet. Sei es, dass man immer seine Karte vorzeigen muss, wenn man ins Wohnheim will oder ob im Museum registriert wird, wie viele Leute wann und in welcher Aufmachung die Ausstellung betreten, und wann sie sie wieder verlassen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Mein Favorit ist in dieser Kategorie der Gäste-Check. Wenn man als Gast ins Wohnheim will, muss man dies erstens vor 22:00 Uhr machen und zweitens eine „ID“ an der REZEPTION (ja, ich spreche von Studentenwohnheimen) hinterlassen. Wenn man nach 22:00 Uhr hinausgeht, muss man bezahlen.
Wie dem auch sei, zwei meiner Kurse sind ausgefallen. Hoffentlich klappt es nächste Woche. Einen abgesagten Kurs habe ich genutzt, um die erste Strophe von Puškins „Zimnaja Doroga“ an die Tafel zu schreiben. Schön groß – in Polen sind Russen nicht gerade sehr beliebt. Harhar. Kleine Rache.
Außerdem hoffe ich, dass meine Tandempartnerin bald gesund wird. Eine zweite steht schon in den Startlöchern. Nachdem sie mich beim ersten Treffen 45 Minuten im Kalten hat stehen lassen, um dann nicht aufzutauchen, haben wir ein zweites für Montag geplant.
Falls ich da ebenfalls länger warten muss, kann das so schlimm nicht werden, denn ich war shoppen! Jawohl, ich habe Wintershopping gemacht. Und das zu einem perfekten Zeitpunkt. Nämlich genau dann, als es noch warm genug für meine Halbschuhe war, aber nur einen Tag vor dem Kältesturz. Seit Freitag frieren wir uns nämlich den Allerwertesten ab. Es ist wirklich kalt, und gestern gab’s den ersten Schnee. Natürlich als ich mit meinen neuen Stiefeln draußen am Fluss stand, um den letzten Barsch an Land zu ziehen.
Die Stiefel habe ich am Donnerstag erworben. Ich bin ein bißchen stolz auf mich, weil ich eine unglaubliche Energie für den Preisvergleich an den Tag gelegt habe. Mehrere Geschäfte habe ich terrorisiert und dann ein paar für 26 Euro gefunden! (Der Zloty befindet sich offensichtlich im freien Fall.) Des Weiteren gab es eine Wintermütze für knapp Drei Euro und ein Glas Wein in einem super Café, um meinen Erfolg zu feiern. Allerdings habe ich noch keine Handschuhe gefunden. Die Dinger kosten selbst hier um die 20 Euro, und das finde ich für ein bißchen Leder, das wie ein paar Würste geformt ist ein wenig viel. Oder? Sind Handschuhe echt so teuer? Ich meine Stoffhandschuhe, klar, die gibt’s für Drei Euro. Aber die sind nach der ersten Schneeflocke nass und dann kalt – womit sie ja ihren wärmenden Effekt wohl eindeutig verlieren. Muss ich meine Anforderungen an den polnischen Markt herunterschrauben? Ich werde weiter suchen.

Ihr habt es fast geschafft, aber ich habe noch eine kleine Frage und will noch ein paar Bilder zeigen. Zunächst aber die Frage:
Hat jemand Erfahrung mit Franzosen? Männlichen, meine ich. Ich weiß nicht so recht, wie ich meinem Franzosen Manieren beibringen soll. Wie macht man das am elegantesten? Ich will ihn mir ja nicht vergraulen, weil ich noch ein Jahr mit ihm zusammen leben werde. Aber wie sage ich beispielsweise, dass man beim Essen nicht unbedingt schmatzen muss? Oder dass es am Klo eine Spüle gibt? Ganz zu schweigen von der hygienisch sehr tollen Möglichkeit sich hinzusetzen. Wie bringe ich ihm bei, dass angebissene Brötchen im Schrank eine eher unappetitliche Überraschung sind, und dass es nicht immer einfach ist, bis nachmittags um 14:00 Uhr sein bestes zu geben, um keinen Krach zu machen, damit der Herr nicht aufwacht? Wie sage ich, dass blutiges Fleisch einfach nur widerlich ist und rohe Eier nicht sehr gesund (besonders polnische)? Oder ist diese Kritik unberechtigt? Ist das mein Ordnung liebendes deutsches Ich? Habe ich das Recht ihn in seiner persönlichen Freiheit einzuschränken?
Gut, wer mich kennt weiß, dass ich nicht der ordentlichste Mensch bin, und für die (zugegebenermaßen mangelnde) Sauberkeit in unserer Küche bin ich auch verantwortlich. Aber ich schließe die Tür, wenn ich aufs Klo gehe, und benutze nicht nach jedem zweiten „normalen“ Wort ein Schimpfwort. Also wer Anregungen und Ähnliches hat bitte an: Rob_meets_Topper@web.de. Und das gilt nur für den Franzosen männlichen Geschlechts. Die Französinnen haben höchstens ein paar unappetitliche Essgewohnheiten, aber mit denen muss ich ja nicht zusammen leben.

Herzlichen Glückwunsch, ihr habt es bis ans Ende geschafft. Zu Guter Letzt noch ein paar Bilder, quasi als Bonbon. Da ich leider die technischen Möglichkeiten des Blogs noch lange nicht bis zur Gänze erforscht habe, folgen zunächst die Beschreibungen und dann die Bilder, von oben nach unten. Heißt im Klartext: 1) ist das erste Bild von oben, darunter folgt 2), dann 3) und so weiter. Ist klar, oder?
Viel Spaß:

1) Melissa in Berlin vor ihrem neuen Kleiderschrank. Haben wir zusammen
aufgebaut, High Five Melissa!
2) Fabian war hier! Ok, das Bild kann überall entstanden sein, aber glaubt mir
einfach!
3) Ein leerer Vorlesungssaal ganz für mich allein. Hab mich ans Rednerpult
gestellt. Hat mir außerordentlich gut gefallen.
4) Ich in Opole mit Schnee.
5) Meine neueste Errungenschaft: Der Stiefel. Nein, also es sind zwei Stiefel,
klar. Ich hätte euch auch gerne meine Mütze gezeigt, aber ich habe gestern
dummerweise mein Zimmer aufgeräumt und seitdem liegt die Mütze nicht mehr an
ihrem Platz. Außerdem fehlen: Angelhaken, ein Wörterbuch und zwei Stifte.
Wer eine Medizin gegen Schusseligkeit erfindet: Bitte zuerst an Anna und
mich schicken, wir testen gratis. Aber mal ehrlich, so langsam müsste ich es
doch wissen, nach 22 ½ Jahren: Zimmer aufräumen kann fatal enden, vor allem im Winter. Für die Ohren.
6) Sonneuntergang inklusive des Studentenwohnheims und der amerikanischen Botschaft. (McDonald’s.)
7) So, und zum Schluß grüßt ein Zwerg aus Wroclaw. Und was es mit diesen
kleinen Rackern auf sich hat erfahrt ihr beim nächsten Mal, wenn ich es
nicht vergesse. Ich muss es mir aufschreiben. … Verdammt … wo ist mein
Stift? …
















Noch ein paar in dieser Woche gelernten Fakten:
1) Bei Sturm keine vollen Bierdosen auf der Balkonballustrade abstellen. Die Fußgänger 13 Stockwerke tiefer werden es danken.
2) Socken sind vor dem Waschen unbedingt aus ihrem Knäuel zu befreien!
3) Im Winter kann es trotz Klimawandel sehr kalt werden.
4) Handschuhe sind dann unablässlich!
5) Eis ist glatt.
6) Wenn um 12 Uhr mittags dein Handy vibriert, ist es NICHT dein Wecker!


Und ob ich noch einmal nach Opole zurück fahren werde?
Na und !

Mittwoch, 5. November 2008

Alarm, mein Orientierungssinn geht angeln!

Habe ich jemals erwähnt, dass ich Polen mag? Ich hoffe nicht. Ich hoffe nicht, dass ich jemals solch eine unvernünftige Aussage gemacht habe. Polen sind verrückt. Polen sind Mörder und Polizist, sie sind Engel und Teufel zugleich, sie sind Dr. Jekyl und Mr. Hyde. Ungefähr klar, worauf ich hinaus will? Polen können die liebsten Menschen sein (nach den Tschechen), denen man je begegnen wird. Lass es einen kalten Wintertag sein, und sie nehmen dich in ihrem Haus auf und geben dir alles, was du brauchst. Sie können mit dir am Ticketschalter ein Gespräch über deine Schulzeit beginnen (so geschehen heute) oder dir ohne etwas dafür haben zu wollen ihre Opernkarte anbieten.
Aber wehe du wagst es dich an ihrem Verkehr zu beteiligen. Sei es, dass du Kritik an der Organisation äußerst oder gar aktiv ins Geschehen auf der Straße eingreifst. Letztes Jahr begingen ca. 3500 Menschen in Polen Selbstmord, die meisten zwischen 16 und 21 Jahren alt. Mich wundert die Zahl nicht. Also doch, mich wundert, dass so viele den Freitod wählten, aber ich habe keine Zweifel daran, wie sie umgekommen sind. Diese armen Gestalten sind ganz einfach aus dem Haus gegangen. Auf die Strasse. Und zwar ohne Panzer, wie sich das gehört. Nein, ganz einfach im eigenen PKW oder noch schlimmer: zu Fuß. Die Chance von einem Auto erfasst zu werden ist in Polen unglaublich hoch. Das liegt nicht an den maroden Straßenverhältnissen oder an der mangelnden Übersicht (vor unserem Wohnheim ändert sich die Straßenführung alle 2 Tage – und das ist nicht erlogen), sondern schlicht und ergreifend am Fahrstil der Polen. Ach, was sag ich Fahrstil. Mit „Stil“ hat das nichts zu tun. Es kommt einem vor, als transferierten die Polen – ähnlich wie so manche Amerikaner oder seit Kurzem auch Finnen – Computerspiele in die Realität. Während es jenseits des großen Teichs jedoch eher Shooterspiele sind, handelt es sich in Polen um eine direkte Nachahmung des Spiels GTA. (Wer das nicht kennt: Es geht darum mit einem Auto möglichst viel Schaden anzurichten; sprich Menschen umzufahren oder Autos in Brand zu setzen). Sogar einige Franzosen zeigen sich beeindruckt. Als eines Nachts vor unserer Tür bei einem Autohändler sieben Neuwagen auf mysteriöse Art und Weise jeder mit einem lauten Knall explodierte und in Flammen aufging, fühlte sich Silvain wie in Paris zur Silvesterzeit. (Er hat erzählt, dass ein beliebtes Spiel der Pariser zu Silvester darin besteht, wer die meisten Autos in einer Nacht anzünden kann. Er sagt der Rekord liegt bei ca. 200. Dieses Jahr soll es spannender werden, weil zwei neue Gangs dazu gestoßen sind).
Aber zurück zur polnischen Straße. Erstaunlich für mich ist, wie viele alte Menschen es gibt. Ich weiß nicht, wie sie es schaffen 80 und mehr Jahre durchs Leben, bzw. durch die Straßen einer polnischen Stadt zu gehen, ohne dabei angefahren zu werden. Denn die Autofahrer halten nicht an. Und das meine ich so, wie ich es schreibe. Allenfalls gehupt wird, um auf sich aufmerksam zu machen. Oder was für ein Depp der Fußgänger ist, der unbedingt dann die Straße überqueren will, wenn man mit dem Auto angefahren kommt. Rot leuchtende Ampeln sind allenfalls ein mickriger Beitrag zur Silvesterzeit. Gehalten wird nur, wenn es die Zeit und die Laune erlaubt.
Also: Falls ihr vorhabt mit dem Auto nach Polen zu kommen, dann holt Euch vorher eine hohe Lebensversicherung. Aber eine verdammt hohe.

Ich war joggen. Kein Witz. Ich habe meine Schuhe angeschnallt und bin losgerannt. Und zwar nicht, weil ich denke, dass ich zu fett bin oder weil Laufen schlicht und ergreifend mein Hobby ist und es mich glücklich macht. Nein, ich war joggen, weil die NBA-Saison vor kurzem begonnen hat. Ich weiß, dass das unlogisch klingt, also lasst es mich kurz erklären:
Seit ich im Internet wieder Zusammenfassungen oder gar ganze Spiele der NBA sehen kann, ergreift mich diese körperliche Unruhe, und dieses ungewöhnliche Jucken in den Fingern. Zurückzuführen selbstverständlich auf fehlende Bewegung und kein Basketballtraining. „Aha“ mag jetzt mancher sagen, „Ich verstehe: Weil er Basketball sehen kann hat er Lust zu spielen, und ist daher zum Ausgleich joggen gegangen.“ Leider war es nicht ganz so, denn erst kommt noch mein nicht vorhandener Orientierungssinn ins Spiel. (Haha, „er kommt ins Spiel“ – ungewollt, aber trotzdem geschrieben… nun ja.) Ich habe mir von meiner französischen und Basketball spielenden Nachbarin sagen lassen, dass das Team der Männer dienstags dort und dort trainieren würde. Demnach habe ich mich kurzerhand am letzten Dienstag in den (gepanzerten) Bus gesetzt und bin Richtung Sporthalle gefahren. Als ich jedoch 20 Minuten später (unversehrt!) den Bus verließ, habe ich erstmal prüfend die Augen zusammengekniffen, die Lippen geschürzt und einen Blick in die Runde geworfen. Leere. Wohnsiedlung. Kinder auf der Straße. Aber sicherlich keine Sporthalle im Umkreis von mehreren Kilometern zu entdecken. Was soll ich sagen? Ich hatte TROTZ STADTPLAN nicht den Hauch einer Ahnung, wie ich in diese Einöde verschlagen worden war. Da half alles Umherlaufen und Fragen nichts. Ich bin ein wenig deprimiert wieder in den Bus zurück gestiegen und dann an der Oder entlang gejoggt. Und hier traf mich die nächste Enttäuschung: Meiner Kondition geht es eben so gut, wie meinem Orientierungssinn. Obwohl ich jeden Tag zur Uni gehe, dass heißt eine halbe Stunde zu Fuß zurück lege, musste ich nach fünf Minuten mein Vorhaben abbrechen, denn ich wollte ja schließlich noch irgendwie zurück. Komplettiert wurde meine Depression, als mich auf dem Rückweg fröhlich lärmend eine Fußballmannschaft von 14 jährigen Mädels überholte.
Ich esse jetzt viel mehr Joghurt und Obst und diese seltsamen Dinge. Vielleicht kommt ja meine Kondition so von ganz alleine zurück.

Andere tolle Dinge, die passiert sind: Ich war angeln! Schon mehrmals. Ich habe den Plan in die Tat umgesetzt und mich ein wenig mit dem nötigen Equipement ausgestattet und auch schon Fische gefangen. Das Wetter hier ist einfach zu schön, um irgendwie den ganzen Tag mit Lesen oder in der Bude hocken zu verbringen.
Außerdem habe ich seit gestern eine Tandempartnerin. Das heißt, dass es hoffentlich mit meinem Polnisch bald ein wenig bergauf geht. Sie ist sehr geduldig (was man angesichts meiner Sprachkenntnisse unbedingt sein muss) und möchte später auch gerne ihr Deutsch auffrischen.
Nächste Woche habe ich von Montag – Mittwoch keine Uni, was ich ausnutzen werde, um nach Berlin zu fahren. Morgen nach der Vorlesung geht es los, und am Donnerstag in einer Woche komme ich wieder.
Und zu guter Letzt: FABIAN KOMMT MICH BESUCHEN!!! Der Hammer. Total geil. Es gibt wohl einen Flug für 17 Euro von Frankfurt Hahn nach Wroclaw. Ich freu mich drauf, super!!!

Also dann: Ich habe festgestellt, dass ich nichts mehr zum Essen zu Hause habe. Muss wohl einkaufen – das heißt auf die Straße gehen. Ich werde mal die Bundeswehr anrufen, vielleicht haben die noch einen kleinen Panzer übrig. Ui, political incorrect: ein deutscher Panzer in Wroclaw … ui ui ui. Hab ich das echt gesagt?


Robert

PS: Quizfrage: Wie lange hält die Batterie eines (hellblauen, alten) Audi, wenn die Alarmanlage ohne Unterbrechung lärmt?


Antwort: Weiß ich noch nicht genau, aber sie hat mich heute morgen um 8 Uhr geweckt und seitdem nicht mehr aufgehört zu bimmeln.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Angekommen

Ich mag Polen. Doch. Oder vielleicht mag ich Breslau. Nein, ich mag Breslau ganz sicher. Aber nur weil ich Breslau ein bißchen besser kenne, muss das nicht heißen, dass der Rest Polens genauso wie Breslau tickt. Ich habe mir jedoch sagen lassen, dass Polen sehr schön ist. Also doch: Ich mag Polen. Polen hat das seltsamste Staatsoberhaupt Europas. Lech Kacziński hat, sagen wir es neutral, eine launische Natur. Er schrie eine Journalistin an, die so ungeschickt war und eine relativ unbequeme Frage gestellt hat, drohte ihr mit Jobentzug und dergleichen aufmunternden Aussichten. Zwei Stunden später schickte er ihr zur Versöhnung elf rote Rosen. Toll.
Polen können ohne Absperrung und Bauauto einen Bürgersteig abriegeln und keinen stört es. In Polen kann ohne Vorankündigung der Wasserhahn in meinem Studentwohnheimszimmer austauschen und entgegen aller Vorurteile stehen PC, Handy und Gitarre noch an Ort und Stelle. In Polen gibt es grandioses Essen. Polen haben ein schönes Wort, mit dem all das beschrieben wird, dass totaler Mist ist, sich aber nicht ändern lässt: Trudno. (Im Wörterbuch: Schwer. – Im Leben: Pfff, was soll man da machen? Passiert. Mal gucken wie es weiter geht.)
Kurz: Es gefällt mir hier sehr gut.
Gestern (Dienstag, 21.10) war es so warm, dass ich fünf Stunden an der Oder gesessen und „God’s Playground“ gelesen habe. Ein Buch über die polnische Geschichte. Sehr interessant.
Ich lese es für meinen Geschichtskurs. „History of Poland“. Der Dozent ist ein recht langsamer Zeitgenosse und mit der polnischen Gabe des Sarkasmus gesegnet. Heute durfte ein Russe die Gebiete an der Karte zeigen, die im Zuge der Teilungen Polens an das russische Reich gingen, eine Deutsche die preußischen Grenzen hervorheben, und ein Österreicher die österreich-ungarischen. Ein paar weitere weniger erbauliche Kommentare über Erasmusstudenten gaben uns Einblick in seinen wahren Charakter.
Des Weiteren habe ich einen Kurs, der „Deutsch-Polnische Beziehungen“ hei´ßt und von dem konkreten Pendant von erst genanntem Dozenten geleitet wird. Wirklich ein beeindruckender Mann, der fehlerlos Deutsch spricht. Respekt. Das Ganze wird von einer Vorlesung auf Polnisch abgerundet. Allerdings weiß ich noch nicht, ob und wie ich dafür die benötigten Punkte bekomme. Trudno.

Mittlerweile war ich schon drei Mal bei Melissa in Berlin und habe bei der Gelegenheit auch meine Großeltern besuchen können. Außerdem war ich bei einem Reinhard Mey Konzert. Es hat geklappt, und es war so schön! Melissa hat mich am Wochenende hier besucht und wir haben ein wenig Stadtentdeckung gespielt. Jetzt ist sie erstmal wieder in Berlin. Wir werden uns aber sicher bald wieder sehen. Wir wissen nur noch nicht genau wann. Trudno.

Ich bin ein bißchen enttäuscht darüber, dass sich bislang kaum Möglichkeiten ergeben haben Polnisch zu sprechen. Außer im Kurs und im Supermarkt spreche ich kein Polnisch. Ich habe mich mal um einen Tandempartner bemüht und werde wohl morgen zu einem Basketballtraining gehen. Trudno.

Ich habe Nachricht von meiner Theaterleiterin bekommen, dass die Termine für die nächste „IrmaLaDouce“ Aufführung fest stünden. Das ist natürlich sehr schön, und ich freue mich darauf. Nix trudno.

So, ich denke soweit, so gut. Zu guter letzt noch ein Bild, dass ich am Montag Abend nach dem Polnischkurs gemacht habe.
Bis bald!
Robert


Samstag, 27. September 2008

Von Bergen, Tragetaschen und heldenhaften Busfahrern

Ei ei ei. So viel passiert.
Zum Beispiel habe ich den ersten Sonnentag in Wroclaw erlebt. Oder habe ein neues lustiges Beispiel für den polnischen Hang zum Anarchismus ausmachen können. Ich habe an der Oder "Fische gucken" gespielt und meinen ersten (und wahrscheinlich nicht letzten) Feueralarm im Wohnheim hinter mich gebracht. (Ausgelöst durch geselliges Beisammensein mehrerer Erasmusstudenten mit zu vielen Zigaretten).

Aber der Reihe nach. Zunächst einmal möchte ich kurz meinen Polnischunterricht schildern, der seit Freitag (26. September) vorbei ist. Ich war in einer Gruppe von 5 Leuten - 3 Deutsche und 2 Tschechinnen. Alle 4 außer mir waren schon verdammt weit mit dem Polnischen, was das Sprechen anbelangt. (Zum Teil auch, weil es Muttersprachler sind). Das war echt schwer, aber dafür konnte ich die grammatische Theorie dank meiner Sprachausbildung ganz vernünftig über die Bühne bringen. Tests gab es keine und auch sonst war das alles eher nach dem Motto: "Herzlich Willkommen in Polen! Unsere Sprache werdet ihr leider nie perfekt können, aber dafür machen wir es uns jetzt zwei Wochen lang mal ein bißchen gemütlich. Möchte jemand einen Tee?" Wie erwähnt: Der Kurs ging am letzten Freitag zu Ende.

Am Freitag war auch der erste sonnige, unfassbar schöne Tag. Den hab ich gleich mal für eine Erkundungstour genutzt. Ich habe mich nach 2h ganz gut zu Recht gefunden. Da ich hier ständig Angler sehe, habe ich mich in einem Angelgeschäft mal nach Vorraussetzungen und vor allem Preisen erkundigen wollen. Ich habe auch ein Geschäft gefunden, aber angesichts der Preise des Geräts erstmal von dem Gedanken Abstand genommen. Der Erlaubnisschein wäre weniger das Problem.
Abends bin ich dann bei uns um die Ecke an der Oder entlang gelaufen. Wirklich, man merkt nicht, dass man in einer Stadt ist. Wie „bei uns“ ein unscheinbarer Damm, rechts mit tollen Eichen bepflanzt und links die Oder. Und immer mal wieder ein kleiner Weg durch das Dickicht bis ans Oderufer. Für die Angler. … Ich habe dann zwei Stunden Fische gucken gespielt. Ich weiß, dass ich damit alle bis auf zwei Leser langweile, aber wer nichts über langweilige Fische wissen will, der kann im nächsten Absatz weiter lesen. Ich habe mich ans Ufer gesetzt und die Fischbrut direkt in Ufernähe betrachtet. Mir genau gegenüber ist die Sonne im schönsten Orange untergegangen. Unter den Fischen konnte ich definitiv drei Arten ausmachen: Kaulbarsche, dann das zu 90% vorherrschende Fischlein, das ich nicht genau identifizieren konnte (Ukelei? Plötze?), sowie Gründlinge! Mit der Abenddämmerung wurde es am Wasser (wie so oft) richtig spannend. Erst plätscherte es drei Meter rechts von mir und nur einen Meter vom Ufer entfernt gewaltig, dann links zweimal. Ich blieb ganz ruhig sitzen und habe die Fischbrut beobachtet. Manchmal stoben sie wie auf Kommando in eine Richtung davon, und folglich musste aus der Entgegengesetzten etwas kommen, das die Flucht ausgelöst hat. Dreimal habe ich nichts gesehen, aber beim vierten Mal schwamm recht zügig ein sehr großer Fisch vorbei. Was es war weiß ich nicht. Später aber habe ich noch einen Finger breit von der Uferböschung entfernt einen riesigen Barsch auf mich und die kleinen Fische zuschwimmen sehen. Als dann die Sonne untergegangen war, wurde es mir zu kalt und ich bin gegangen. Den Plan doch nicht zu angeln muss ich mir noch einmal überlegen. …

Ich habe auch ein paar Photos machen können. Hier ein paar Eindrücke:
Meine Fakultät - gegenüber der Hala Targowa

Blick aus meinem Fenster - McDonalds, Konny, Patrik, ihr wisst was das heißt. ... (unten)

















Polnischer Parkanarchismus. Harmloses Beispiel.






















Blick von der einen Oderseite auf die Dominsel. Quasi übers Wasser ... . (oben)



Das war zwei Stunden lang mein Ausblick an der Oder. Es gibt Häßlicheres.








Was ich seit meiner Ankunft außerdem noch machen wollte ist mich bei meinen Karlsruher Freunden zu bedanken. Das Buch ist echt wirklich richtig toll super! Ich habe es natürlich mitgenommen und gucke es mir hin und wieder an. Es ist eine tolle Idee und etwas sehr sehr nützliches für diese Reise! DANKE DANKE DANKE!!!

Ich möchte in den nächsten Wochen versuchen ein Fahrrad zu bekommen. Der Weg zur Uni ist zwar wirklich schön, aber er würde durch ein schnelleres Fortbewegungsmittel nichts von seiner Pracht einbüßen. Und ich könnte etwas länger schlafen. :D Ich bin sehr gespannt auf Montag, weil ich dann meinen Stundenplan zusammenstellen kann. Ich weiß, dass ich während des Semesters Polnisch am Montag und Mittwoch lernen werde – ähnlich wie im bisherigen Sprachkurs. Aber sonst? Meine Uni schreibt mir nicht wirklich etwas vor, aber lernen möchte ich selbstredend trotzdem etwas.
Nun ja, der Weg zur Uni bislang hatte seine Reize. Allein jeden Morgen die Parkanarchie, die sich hier ebenso wie in Moskau weiter Verbreitung erfreut, zu erleben ist etwas, das den morgendlichen müden Geist auf Vordermann bringt. Ich plädiere nicht dafür auch in Deutschland zum blanken Chaos zu wechseln, aber hin und wieder ein Auge zu zudrücken fände ich nett. „Ja, wissen Sie Herr Gesetzeshüter, ich habe jetzt hier auf der linken Spur der Stadtautobahn geparkt, weil ich da hinten in dem Geschäft auf der anderen Seite noch eine Kleinigkeit für die Kinder holen wollte. Sie kennen das, die lieben Kleinen …“ Ja doch, das kann ich mir gut vorstellen.

Heute waren wir (das heißt eine Gruppe von ca. 30 Erasmusstudenten plus Begleiter) in, bzw. auf dem Ślęża. Ein Berg südwestlich von Wroclaw, der dem Gebiet Niederschlesien eventuell seinen Namen gegeben hat. Es ist gar nicht so weit von Patriks Haus entfernt und auf jedem Fall auf dem Weg dorthin. Und es lohnt sich!!! In der Anmeldeemail hieß es, dass wir wandern gehen würden, was für mich wiederum hieß: gute Schuhe, Regenjacke, Essen, Wasser mitnehmen!!! Als ich aber in den Bus stieg, habe ich humorvolle Spanierinnen in leichten Sandalen und mit Umhängetaschen gesehen. Auch die lieben US-Amerikanerinnen waren eher … leicht bekleidet, was Schuhwerk und Rucksack betraf. Ich ärgerte mich schon ein bißchen, dass ich wahrscheinlich etwas verpasst hatte, von dem die anderen wussten. Ich war auf Berge, Wälder, Morast, wilde Bären, Tiger, geheimnisvolle Höhlen und dunkle Pfade eingestellt, aber angesichts der Bekleidung der anderen sah es mehr nach Kaffeefahrt aus.
Ach, wie gut, das ich mich so getäuscht hatte! Die polnische Seele ist eben doch den Wäldern verfallen. Wir sind zunächst an den Bergrand gefahren, und dann auf milde gesagt äußerst holprigem Gelände gute zwei Stunden bergan durch den tollsten Wald seit meinen guten heimischen Wäldern Richtung Bergspitze gestiefelt. Das einzig ärgerliche war, dass wir alle 500m auf unsere einst so optimistischen Mitstreiter warten mussten. Allerdings wurde es mir zwanzig Minuten vor Bergspitze zu bunt. Ich habe meinen Wandergang eingelegt und bin den anderen auf und davon. Aka, du wärst sicher sehr stolz auf mich – ich habe mir für dich auf meine Schulter geklopft. Und das Beste an dem Aufbruch war, dass ich endlich den endlos scheinenden Wald ganz allein hatte. Die Gruppe war dann doch sehr laut, aber so weit vor ihnen war es still. Der Wald schluckt nach nur wenigen hundert Metern fast sämtliche Geräusche. Vom restlichen Teil des Ausfluges gibt es bis zur Rückfahrt nicht all zu viel zu berichten. Die hatte es dann aber in sich. Gerade als wir zwei Minuten auf der Straße Richtung Wroclaw fuhren, baute sich vor uns ein Stau, verursacht von einem Unfall weit (!) vor uns auf. Wir standen. Ich stellte mich schon auf eine längere Wartezeit ein, und bedauerte, dass ich gestern dann doch keine Wodkaflasche und ein paar Chips gekauft hatte. Aber da sagte unser Busfahrer, das er versuchen würde zu wenden. … Ein Reisebus. Auf einer 3m breiten Landstraße. Im Stau. Olé.
Nun ja. Er hat es versucht. Irgendwann stand er quer auf der Straße und blockierte damit stur den Verkehr von vorne – das heißt die Autos, die doch gewendet sind um zurück zu fahren. Aber hey, aufgeben ist nicht. Er ist wieder in die Ausgangsposition zurück und dann 1km rückwärts gefahren – auf der linken Spur – bis eine Stelle gefunden hatte, an der er wenden konnte. Ich glaube nicht, dass ein deutscher Busfahrer auf die Idee gekommen wäre, mal eben locker flockig 1000m auf der anderen Seite zurück zu fahren.
Gott sei Dank bin ich in Polen.
Als letztes (herrje, das ist ein langer Blog) bleibt noch die Geburtstagsparty mit eingangs erwähntem Feueralarm zu vermerken. Am Freitag feierte ein Erasmusstudent seinen Geburtstag, und hat zu diesem erfreulichen Anlass rund 200 andere Studenten aus dem Wohnheim auf sein Stockwerk eingeladen. Es war ganz nett, doch, aber um halb Zwölf habe ich mir gedacht, dass ich, wenn ich am Samstagmorgen mit wilden Bären kämpfen muss vielleicht einigermaßen nüchtern und ausgeruht an die Sache rangehen müsste. Also bin ich kurz nach dieser messerscharfen Erkenntnis (ein Uhr nachts) ins Bett und anschließend in den Schlaf gefallen. Leider leider leider hatten ein paar witzige Zeitgenossen das Rauchen vom Balkon und vom Flur (wo der Rauchmelder zugeklebt ist) in weniger luftige Bereiche verlegt. Was einen nervtötenden Alarm auslöste. Ich bin irgendwie aufgewacht (William nicht, der schlief ganz richtig einfach weiter), habe mein Handy, meine Kamera (?) und meine Uhr (!) gesucht, die Typen die Rauchen verflucht (nicht dich Konny) und bin mit 30 anderen schlafverstrahlten Gestalten mal eben so lockere 13 Stockwerke nach unten gewatschelt, um mitgeteilt zu bekommen, dass wir wieder ins Bett gehen sollten. 13 Stockwerke nach oben.
Ohne Fahrstuhl. Nachts. Nach 45 Minuten noch-nicht-nüchtern Schlaf.

In diesem Sinne: Macht es gut, ich mach’s derweil ein bißchen besser. (Hey, ihr lest eh nicht bis hier unten, also kann ich mir das erlauben). Ich freu mich auf weitere interessante Begebenheiten.

Euer Robert.

Montag, 22. September 2008

Breslau - Berlin und zurück

Ich hätte nicht gedacht, dass es schwer werden würde einen Anfang für den Blog zu finden, aber vor eben jenem Problem stehe – nein, sitze ich gerade. Also lasst mich mal überlegen was denn alles passiert ist. Zunächst einmal ist unser Mitbewohner aufgetaucht. Kein Schweizer, kein Österreicher und auch sonst kein Abtrünniger, nein, ein leibhaftiger Sachse. Und ein sehr netter und lustiger obendrein. Im Gepäck hatte er einen Freund, der schon länger oder öfter in Polen war und sich hier ganz gut verständigen kann. Dieser wohnt aber nicht bei uns. Die WG ist echt gut, es hätte schlimmer kommen können.
Leider spricht Sylvain (so die aktuellste Schreibweise) nicht sehr gut Englisch. Daher kommt es, dass wir (William, Pawel und ich) immer sehr schnell ins Deutsche abdriften, was natürlich für Sylvain noch weniger erfreulich ist, als wenn wir nur Englisch sprächen.

Wie dem auch sei, es ist ganz lustig. Ich weiß leider nicht, wie viel ich erklären muss, dass ihr mir folgen könnt. Zum Beispiel hätte ich gerade gerne geschrieben, dass die freiwilligen Helferlein hier in Breslau die Erasmusstudenten auf eine Erasmusparty eingeladen haben. Allerdings weiß ich nicht, was ihr Euch unter diesen Freiwilligen vorstellt. Kurz: Es sind Studenten, die uns ein wenig unter die Arme greifen, und zum Beispiel … Partys veranstalten.
Ich jedoch habe an diesem Abend diese Chance nicht wahrgenommen. Ich habe lieber mit Melissa über Skype gesprochen und Fußball im Internet geguckt.

Womit wir beim nächsten Punkt wären. Während sich meine drei Mitbewohner mit einer nicht-funktionierenden Internetverbindung auseinandersetzen, habe ich die Möglichkeit unendlich im Netz zu surfen. Und zum Beispiel meinen Blog zu erneuern oder Bahntickets zu kaufen.

Ich weiß, dass viel Geschriebenes abschreckt, also belass ich es hierbei und erwähne nur kurz in Stichpunkten, was noch alles geschehen ist:
- am Wochenende war ich bei Melissa – 20 Euro Ticket - ohne Umsteigen - toll!
- ich habe meinen Sprachkurs begonnen – 5 Leute - sehr schwer zu verstehen - Grammatik
geht - ok!
- die Frau in der Mensa nimmt keine 50 Zloty Scheine an - total scheiße!
- ich habe meinen Studentenausweis - 5 Zloty - super gebunden - sehr toll!
- am Freitag schien das erste Mal die Sonne, natürlich als ich nach Berlin abgefahren bin -
hinterhältig!
- wir haben immer noch nur einen Schreibtisch – Hoffnung auf Besserung wird täglich vertagt
(Tomorrow ask again … !) – Polnisch!
- vom betrunkenen Rasieren ist DRINGEND! abzuraten – eure Lippe wird es Euch danken!

Jetzt bin ich gerade nach einem wunderbaren Wochenende in Berlin wieder in meinem Zimmer angekommen. Was noch zu tun ist: Essen kaufen und Hausaufgaben machen. Polnisch lernen ist das A und O. Jedenfalls sollte es das.
Ich drücke Euch ganz herzlich.
Euer Auswanderer.

Dienstag, 16. September 2008

Hallo! Hier der ein wenig revidierte Blog vom letzten Mal.Quasi Sonntag.


Blog – 13.09. 2008 (Montag – Poniedziałek) – 14.09.2008 (Sonntag – Niedziela)


So, ich bin da. In Breslau. Oder besser: Wrocław (~Wrotsuaw). Um 6:00 Uhr bin ich am Samstag in Karlsruhe losgefahren; mittags war ich am Berliner Ostbahnhof. Ich hatte einen großen Koffer (schwer!), einen Rucksack, eine Gitarrentasche samt zugehörigem Inhalt, sowie einen kleinen Rucksack als Gepäck. In Berlin tauschte ich Euro gegen Złoty ein, was mir eine unfassbar anstrengende Odyssee durch das Bahnhofsareal bescherte – das aber auch nur, weil ich Depp die Taillenstütze des Rucksacks nicht zugemacht hatte. So trug ich munter das Gesamtgewicht auf meinen Schultern.

Nun denn, von Berlin aus ging es ratz fatz nach Posen/Poznań. Dort blieben mir ganze acht Minuten um den Zug zu finden und ein Ticket zu kaufen, weswegen ich schon vor der Ankunft in eine kleine Panik verfiel.

Aber hey, wir sind in Polen. Ich fragte den Schaffner am Bahnsteig, ob ich schnell bei ihm ein Ticket kaufen könnte (Auf Polnisch!!! „Äääh. Jeszcze musię kupić bilet do … äääh … Wrocłaaaw … iiii …. uuu?! Mogę tutaj kupić?). Er antwortete (ebenfalls auf Polnisch) und da ich nicht ein einziges Wort verstand, bin ich davon ausgegangen, dass ich erstmal einsteigen sollte. Er würde dann zu mir kommen. Diese Vermutung bestätigte mir im Zug ein äußerst netter, gut deutsch sprechender Pole, der mir im weiteren Verlauf erst mit dem Ticketkauf und dann mit meinem Gepäck half.

Vom Bahnhof in Wrocław aus fuhr ich mit dem Taxi in die Stadt, und nach ein paar unkomplizierten Formularen landete ich schon in meinem Studentenwohnheimszimmer. Ich teile es mit Silva, oder Silvon oder Silven, einem Franzosen. Wir haben eine gemeinsame Küche und ein gemeinsames Bad, (das wir selbstverständlich abwechselnd benutzen) und teilen diese beiden Einrichtungen mit einem Nebenzimmer. Dort wohnen Paweł, ein Tscheche, dessen Deutsch besser ist als das Meinige, und ein mysteriöser Deutscher (oder Schweitzer oder Österreicher) – seine Sachen liegen seit gestern hier herum, aber aufgetaucht ist er noch nicht.

Gestern Abend kamen dann noch zwei Deutsche, die 3 Stockwerke über uns wohnen und luden uns auf eine kleine Willkommensfete ein. Und jetzt raten wir mal fleißig, woher die beiden Sportsfreunde kommen. Na? Richtig, aus Heidelberg. … Des Weiteren lernte ich gestern mehrere US-Amerikanerinnen (Das „US“ habe ich mir angewöhnt, seit Melissa mir erklärt hat, dass sie sich nicht als Amerikanerin bezeichnete, weil Amerika eben auch Mexiko, Kanada etc. ist – womit sie nicht Unrecht hat), nette und betrunkene Tschechinnen, eine gute handvoll Deutsche, sowie polnisches Bier aus Dosen kennen. Und Żywiec (Žywiets) in 0,650ml Flaschen. Ein nicht schlechtes Bier in geraumer Menge.
Aber gegen 23 Uhr klappten meine Augen immer öfter zu, und ich ging schlafen.


Heute Morgen (naja, … später Morgen) bin ich gut gelaunt Richtung Stadt gelaufen. Victoria, eine Kommilitonin, die letztes Jahr hier war, hat mir gesagt, dass es vom Wohnheim nicht allzu weit sei. Zwar behauptete eine nette Polin, die freiwillig kam um uns in die Stadt einzuweisen das Gegenteil, aber ich überzeugte mich selbst.
Und jetzt wird’s vielleicht ein bißchen melancholisch-romantisch, denn Wrocław ist einfach nur schön. Das weiß ich schon, seit ich im Februar dieses Jahres mit Patrik Marie hier besuchte, und sie uns ein bißchen herumgeführt hatte. Aber allein der Weg vom Wohnheim zur Uni ist atemberaubend. Ich muss erst an einer viel befahrenen Straße entlang (was zugegebenermaßen nichts romantisches an sich hat. Dafür ist der Bürgersteig groß genug und ich muss nicht jedes Mal Russisches Roulette spielen, wenn ich zur Uni will – so wie in Heidelberg in der Plöck und mitunter auch in der Hauptstraße). Nach 5 Minuten biege ich dann ab, in einen kleinen Park, und von dort geht es immer an der Oder entlang, mit malerischem Blick auf die Gründungsinsel mit ihren zwei Domspitzen, vorbei an eng aneinander gekuschelten Pärchen und trotzig dem kalten Wind widerstehenden Anglern, dann über den Fluß und an der anderen Uferseite entlang bis zur Markthalle, und dann steh ich auch schon fast vor der Uni. Herrlich.


Heute bin ich dann noch ein Stück weiter, weil ich ein paar Gässchen wieder erkannt habe, als Patrik und ich mit Marie hier entlang getingelt sind. Und schlussendlich fand ich das gleiche kleine Lokal, wo wir im Februar gegessen hatten. Kurz entschlossen ging ich hinein. Die Speisekarte auf hellem Leinen an der Wand offenbarte mir exotisch klingende Gerichte, und da ich nur „barszcz z pierogami“ erkannte, bestellte ich es. Der Kellner aber sagte mir, dass sie kein „Barszcz“ hätten, was mich nicht sonderlich traurig stimmte, da ich mich überaus freute, dass ich verstand, was er gesagt hat. Er nannte mir zwei weitere Suppen, und da ich nur die letzte verstand, bestellte ich sie. „Żurek“ (Žurek). Und soooo lecker. Eine Art … nein, kommt her und probiert es selber, har har har.
Dann lief ich zurück – ich wollte in einem großen und sehr stilvollem Einkaufszentrum noch ein paar hier fehlende Utensilien (wie Messer, Gabeln, Löffel, Teller, Tücher, Brettchen, Töpfe, Tassen, Kannen, Pfannen …) kaufen.

Tja. Und nun sitze ich hier und schreibe den heutigen Tagesverlauf auf. Ich denke nicht, dass ich das sehr oft machen werde, aber für ein paar Zusammenfassungen hin und wieder wird es reichen.


Was mir nach dem ersten Eindruck gefällt ist wie sauber die Stadt doch ist, wie überschaubar und schön, wie einfach und doch absolut ausreichend das Zimmer und das Wohnheim selber ist, und wie schön die Sprache klingt und wie ausgezeichnet das Essen schmeckt.

Total anders als in Moskau, und um einiges liebenswerter.


So viel für heute – aber heute ist nicht alle Tage, ich schreib wieder, keine Frage.


Und noch als Zusatz: Heute ist Dienstag und ich hatte meinen ersten Polnisch Unterricht. Es war sehr toll, aber darueber berichte ich spaeter. Auch ist der mysterioese Deutsche aufgetaucht, aber auch dazu spaeter mehr.
Ich druecke euch alle!
Robert

Montag, 15. September 2008

Technische Schwierigkeiten

Cześć!
Eigentlich sollte an dieser Stelle mein erster Blog stehen, mit Informationen ueber das Wohnheim, die Mitbewohner und meine neue Stadt. Leider hat das hiesige Internetcafe, bzw. dieser Computer keinen USB-Anschluss. Auf meinem USB Stick (oder wie das heisst) habe ich meinen ersten Blog gespeichert, aber ... nun ja.
Lasst mich kurz erwaehnen, dass ich eben einen Sprachtest geschrieben habe, und nachher erfahre, in welchem Kurs ich die naechsten zwei Wochen Polnisch lernen werde. Leider spreche ich momentan nur Deutsch. Interessant, aber wahr.
Mir geht es gut, obwohl ich natuerlich viel an Melissa und ihren Vater denken muss. Ich wuensche ihm und ihr alles Gute.
Lasst es Euch gut gehen, ich melde mich, sobald ich das naechste Mal hier bin.
Alles Gute,
Robert.

Freitag, 29. August 2008

test test test ... der fisch schwimmt weg. ...