Dienstag, 16. September 2008

Hallo! Hier der ein wenig revidierte Blog vom letzten Mal.Quasi Sonntag.


Blog – 13.09. 2008 (Montag – Poniedziałek) – 14.09.2008 (Sonntag – Niedziela)


So, ich bin da. In Breslau. Oder besser: Wrocław (~Wrotsuaw). Um 6:00 Uhr bin ich am Samstag in Karlsruhe losgefahren; mittags war ich am Berliner Ostbahnhof. Ich hatte einen großen Koffer (schwer!), einen Rucksack, eine Gitarrentasche samt zugehörigem Inhalt, sowie einen kleinen Rucksack als Gepäck. In Berlin tauschte ich Euro gegen Złoty ein, was mir eine unfassbar anstrengende Odyssee durch das Bahnhofsareal bescherte – das aber auch nur, weil ich Depp die Taillenstütze des Rucksacks nicht zugemacht hatte. So trug ich munter das Gesamtgewicht auf meinen Schultern.

Nun denn, von Berlin aus ging es ratz fatz nach Posen/Poznań. Dort blieben mir ganze acht Minuten um den Zug zu finden und ein Ticket zu kaufen, weswegen ich schon vor der Ankunft in eine kleine Panik verfiel.

Aber hey, wir sind in Polen. Ich fragte den Schaffner am Bahnsteig, ob ich schnell bei ihm ein Ticket kaufen könnte (Auf Polnisch!!! „Äääh. Jeszcze musię kupić bilet do … äääh … Wrocłaaaw … iiii …. uuu?! Mogę tutaj kupić?). Er antwortete (ebenfalls auf Polnisch) und da ich nicht ein einziges Wort verstand, bin ich davon ausgegangen, dass ich erstmal einsteigen sollte. Er würde dann zu mir kommen. Diese Vermutung bestätigte mir im Zug ein äußerst netter, gut deutsch sprechender Pole, der mir im weiteren Verlauf erst mit dem Ticketkauf und dann mit meinem Gepäck half.

Vom Bahnhof in Wrocław aus fuhr ich mit dem Taxi in die Stadt, und nach ein paar unkomplizierten Formularen landete ich schon in meinem Studentenwohnheimszimmer. Ich teile es mit Silva, oder Silvon oder Silven, einem Franzosen. Wir haben eine gemeinsame Küche und ein gemeinsames Bad, (das wir selbstverständlich abwechselnd benutzen) und teilen diese beiden Einrichtungen mit einem Nebenzimmer. Dort wohnen Paweł, ein Tscheche, dessen Deutsch besser ist als das Meinige, und ein mysteriöser Deutscher (oder Schweitzer oder Österreicher) – seine Sachen liegen seit gestern hier herum, aber aufgetaucht ist er noch nicht.

Gestern Abend kamen dann noch zwei Deutsche, die 3 Stockwerke über uns wohnen und luden uns auf eine kleine Willkommensfete ein. Und jetzt raten wir mal fleißig, woher die beiden Sportsfreunde kommen. Na? Richtig, aus Heidelberg. … Des Weiteren lernte ich gestern mehrere US-Amerikanerinnen (Das „US“ habe ich mir angewöhnt, seit Melissa mir erklärt hat, dass sie sich nicht als Amerikanerin bezeichnete, weil Amerika eben auch Mexiko, Kanada etc. ist – womit sie nicht Unrecht hat), nette und betrunkene Tschechinnen, eine gute handvoll Deutsche, sowie polnisches Bier aus Dosen kennen. Und Żywiec (Žywiets) in 0,650ml Flaschen. Ein nicht schlechtes Bier in geraumer Menge.
Aber gegen 23 Uhr klappten meine Augen immer öfter zu, und ich ging schlafen.


Heute Morgen (naja, … später Morgen) bin ich gut gelaunt Richtung Stadt gelaufen. Victoria, eine Kommilitonin, die letztes Jahr hier war, hat mir gesagt, dass es vom Wohnheim nicht allzu weit sei. Zwar behauptete eine nette Polin, die freiwillig kam um uns in die Stadt einzuweisen das Gegenteil, aber ich überzeugte mich selbst.
Und jetzt wird’s vielleicht ein bißchen melancholisch-romantisch, denn Wrocław ist einfach nur schön. Das weiß ich schon, seit ich im Februar dieses Jahres mit Patrik Marie hier besuchte, und sie uns ein bißchen herumgeführt hatte. Aber allein der Weg vom Wohnheim zur Uni ist atemberaubend. Ich muss erst an einer viel befahrenen Straße entlang (was zugegebenermaßen nichts romantisches an sich hat. Dafür ist der Bürgersteig groß genug und ich muss nicht jedes Mal Russisches Roulette spielen, wenn ich zur Uni will – so wie in Heidelberg in der Plöck und mitunter auch in der Hauptstraße). Nach 5 Minuten biege ich dann ab, in einen kleinen Park, und von dort geht es immer an der Oder entlang, mit malerischem Blick auf die Gründungsinsel mit ihren zwei Domspitzen, vorbei an eng aneinander gekuschelten Pärchen und trotzig dem kalten Wind widerstehenden Anglern, dann über den Fluß und an der anderen Uferseite entlang bis zur Markthalle, und dann steh ich auch schon fast vor der Uni. Herrlich.


Heute bin ich dann noch ein Stück weiter, weil ich ein paar Gässchen wieder erkannt habe, als Patrik und ich mit Marie hier entlang getingelt sind. Und schlussendlich fand ich das gleiche kleine Lokal, wo wir im Februar gegessen hatten. Kurz entschlossen ging ich hinein. Die Speisekarte auf hellem Leinen an der Wand offenbarte mir exotisch klingende Gerichte, und da ich nur „barszcz z pierogami“ erkannte, bestellte ich es. Der Kellner aber sagte mir, dass sie kein „Barszcz“ hätten, was mich nicht sonderlich traurig stimmte, da ich mich überaus freute, dass ich verstand, was er gesagt hat. Er nannte mir zwei weitere Suppen, und da ich nur die letzte verstand, bestellte ich sie. „Żurek“ (Žurek). Und soooo lecker. Eine Art … nein, kommt her und probiert es selber, har har har.
Dann lief ich zurück – ich wollte in einem großen und sehr stilvollem Einkaufszentrum noch ein paar hier fehlende Utensilien (wie Messer, Gabeln, Löffel, Teller, Tücher, Brettchen, Töpfe, Tassen, Kannen, Pfannen …) kaufen.

Tja. Und nun sitze ich hier und schreibe den heutigen Tagesverlauf auf. Ich denke nicht, dass ich das sehr oft machen werde, aber für ein paar Zusammenfassungen hin und wieder wird es reichen.


Was mir nach dem ersten Eindruck gefällt ist wie sauber die Stadt doch ist, wie überschaubar und schön, wie einfach und doch absolut ausreichend das Zimmer und das Wohnheim selber ist, und wie schön die Sprache klingt und wie ausgezeichnet das Essen schmeckt.

Total anders als in Moskau, und um einiges liebenswerter.


So viel für heute – aber heute ist nicht alle Tage, ich schreib wieder, keine Frage.


Und noch als Zusatz: Heute ist Dienstag und ich hatte meinen ersten Polnisch Unterricht. Es war sehr toll, aber darueber berichte ich spaeter. Auch ist der mysterioese Deutsche aufgetaucht, aber auch dazu spaeter mehr.
Ich druecke euch alle!
Robert

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