Dienstag, 7. April 2009

Frohe Ostern!

Ich glaube jeder Tag steht morgens auf und fragt sich als erstes: "Sooo, mal sehen. Wen kann ich denn heute verarschen? Aha, jaaa, da ist ja dieser Robert oder so, in Breslau. Den knüpf ich mir heute mal vor ... . Hehehe, das wird ein Spaß."

Anders kann ich mir den gestrigen Tag nicht erklären.
Bis zum Mittagessen lief noch alles normal. Das heißt ein bißchen zu spät aufstehen, grummeln, zu schnell essen; das übliche eben.
Aber als ich so an dem Cafétisch auf dem Marktplatz saß und mich umsah, da fühlte ich mich plötzlich ziemlich "cool". Und ich dachte, dass ich dieses Gefühl noch vertiefen sollte. Ich wollte "cool" leben. Mein Leben von Grund auf umkrempeln und ein bißchen auf "Matscho" (oder Macho?) machen. Ein bißchen lässig dreinschauen. Coole und schlagfertige Antworten geben. Ein bißchen mehr "männlich" sein.
So weit der Plan. In Gedanken ging ich alles durch: Sonnebrille kaufen, am besten eine verspiegelte. Tolle neue Turnschuhe. Ein legeres Hemd vielleicht und überhaupt ein entsprechendes Äußeres zulegen.
Die erste Aktion, die ich nach dieser Erleuchtung aufs Parkett legte war aber beileibe nicht so "cool". Ich habe der Kellnerin, die mir die Rechnung auf einem kleinen Porzellanteller brachte selbigen vor die Füße fallen lassen und im Hinunterbeugen ihr den Rest meines Kaffees über die Schürze gekippt. Das Wechselgeld, das sie mir auf den Tisch legte habe ich mit zittrigen Händen mehrfach fallen lassen und beim Aufstehen und Gehen wollte ich gleichzeitig Jacke anziehen und Rucksack aufnehmen, was zur Folge hatte, dass ich den Stuhl umschmiß und die zweite Kellnerin sich nur mit einem sehr beherzten Sprung zur Seite retten konnte.

Sehr "cool".

Danach bin ich in ein Café nebenan gegangen und habe einen Kaffee bestellt. Vom Plan "cool" zu sein war ich noch nicht abgekommen! Im Gegenteil. (Ich musste mich nur eine kleine Weile verstecken.) Wie ich also im zweiten Café saß nahm ich meine Jacke zur Hand, Nadel und Faden, dass ich von zu Hause mitgebracht hatte und begann einen Knopf anzunähen. Ich nähte und trank Kaffee und irgendwann kam mir der Gedanke, dass das vielleicht nicht sooo eine coole Aktion ist, seinen Knopf anzunähen. Also habe ich mir ein Bier zur Tarnung bestellt, das ich auch gleich nachdem ich es bekommen hatte mit einer unachtsamen Handbewegung vom Tisch warf.

"Cool" sein stellte sich als ziemlich schwer durchführbar heraus.

Auf dem Weg zur Uni steckte ich mir einen Kaugummi zwischen die Zähne. Coole Leute kauen immer Kaugummi. Als ich ihn aber in einer lockeren Bewegung mit Daumen und Zeigefinger nur im Vorbeilaufen in einen Papierkorb befördern wollte, blieb der Kaugummi an meiner Hand kleben und nachdem ich versucht hatte ihn mit Schütteln loszuwerden, landete er auf dem Schuh einer vorbei laufenden Passantin.

Es konnte eigentlich nur besser werden.

Eigentlich. Im Unterricht saß vor mir eine junge Dame mit sehr langen Haaren. Diese hingen auch auf meinen Platz, was mich ziemlich ablenkte. Der Unterricht war aber auch nicht so besonders. Nun ja, ich schaute also geschlagene 85 Minuten auf die Haare vor mir auf meinem Platz (Kastanienbraun behaupte ich), was hätte bedeuten müssen, dass ich wissen sollte, dass dort Haare waren! Aber im Zusammenpacken muss mir diese Nebensächlichkeit entgangen sein, denn ich verwickelte sie in den Reißverschluss meines Rucksacks ohne es zu merken. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihr weh tat.

Nun ja, das Ende vom Lied ist, dass ich weder Sonnenbrille noch Hemd oder Turnschuhe gefunden habe. Dafür aber hatte ich einen schönen Abend mit zwei Freunden in einer Bar, und ich glaube, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt schon gebessert hatte. Denn ich verschüttete nichts und tat auch keinem weh.

Frohe Ostern.

2 Kommentare:

aka hat gesagt…

oh rob,es ist so herrlich deine blog zu lesen.
es beruhigt mich immer zu wissen dass es jemand gibt der mindestens genauso schusselig ist.
und außerdem hast du einen winderbaren schreibstil!

akas mami hat gesagt…

schöner Gruß von meiner mami, hat sich gerade über deine geschichte mit der nuckelflasche amüsiert! die sache mit der nuckelflasche war auch mal rettung in letzter not für sie, nur nicht auf ganz so kompliziertem weg wie bei dir!